Gera. Landtagswahl 2019: Geraer Direktkandidaten zur Thüringer Landtagswahl vorgestellt.

Dagmar Kolkmann-Lutz – wohl nur wenigen politisch interessierten Geraern wird dieser Name vor Bekanntwerden der Direktkandidaten zur Landtagswahl ein Begriff gewesen sein. Denn zum einen ist ihre Partei MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands), trotz relativ großer Präsenz im aktuellen Wahlkampf, in der Stadtpolitik bislang kein spürbarer Faktor gewesen. Dies gilt zum anderen für die Kandidatin im Geraer Süden: Die aus Lünen im Ruhrgebiet stammende studierte Agrarbiologin hat ihren Lebensmittelpunkt erst seit 2016 in Thüringen, in Schalkau im Landkreis Sonneberg. Dort leitet die 66-Jährige den Ferienpark Thüringer Wald und das angeschlossene „Haus der Solidarität“ für Geflüchtete, beides habe sie mit aufgebaut, wie sie erzählt.

Zuvor lebte sie ab 2001 in Chemnitz und sieht hier „gewisse Parallelen“ zu Gera hinsichtlich ihrer Prägung als Arbeiterstädte. Dagmar Kolkmann-Lutz, stamme selbst aus einer Arbeiterfamilie und habe sich früh, neben der damaligen Umweltbewegung, für die Interessen der Arbeiter eingesetzt. So sei letztlich ihr Interesse am Marxismus geweckt worden. Man habe sich damals sehr intensiv, aber auch kritisch mit den sozialistischen Systemen der Zeit auseinander gesetzt, sagt sie, und mit dem Blick von außen analysiert, dass es „hoffnungsvolle Ansätze gab“, aber eben auch einige Fehler gemacht wurden. Auf die Frage, ob man mit diesem Thema bei einer Wahl in Thüringen punkten kann, berichtet sie aus ihrem Wahlkampf in Gera von durchaus kontroversen Diskussionen, aber auch viel Zuspruch.

1974 habe sich die verheiratete zweifache Mutter erstmals in einer Partei engagiert, 1984 sei sie der zwei Jahre zuvor gegründeten MLPD beigetreten. Auch wenn sie noch kein politisches Mandat innehatte, war und ist sie in Gewerkschaften, Bürgerinitiativen, Montagsdemonstrationen oder in der Frauenbewegung politisch aktiv und sei dadurch auch in kommunalpolitische Themen eingearbeitet.

Denn, das betont sie, neben aller Theorie ist das pragmatische Arbeiten genauso wichtig, müsse parteiübergreifend für die Sache gearbeitet, das Verbindende gesucht werden. Ausdrücklich ausgenommen von diesem Anspruch seien faschistische Parteien, betont sie. Natürlich gehe es in diesem Wahlkampf auch darum, in Thüringen die Partei noch breiter bekannt zu machen, sagt sie. Und ihre Kandidatur in Gera ist sicher auch Ergebnis noch fehlender Strukturen. Doch auch wenn sie nur selten richtig konkret zu ihrem Wahlkreis wird, seien ihre Schwerpunkte auf Gera übertragbar. Wenn beispielsweise von der Ansiedelung eines großen Logistikers in Gera die Rede ist, müsse über gute Arbeitsbedingungen und gute Entlohnung gesprochen werden. So müsste etwa die Förderpolitik dahingehend an klare Forderungen geknüpft werden, aber zum Beispiel auch hinsichtlich des Umweltschutzes, ein ihr wichtiges Thema. Umweltschutz und Arbeitsplätze dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Allgemein will sie sich für Solidarität und gegen Spaltung in der Gesellschaft einsetzen, für die Stärkung von Betriebsräten und Gewerkschaften, für gleiche Löhne in Ost und West, die Stärkung und bewusste Förderung von Frauen, den Kampf gegen Armut. Bei all dem, sagt sie, gehe es darum, die Menschen zu aktivieren, für gesellschaftliche Veränderungen einzutreten. „Wir stellen uns auch mit ihnen zusammen für diese Veränderungen auf die Straße“, sagt sie.

Vita

1953 in Lünen (Nordrhein-Westfalen) geboren

Abitur und Studium der Agrarbiologie

politisches Engagement seit der Jugend in Umweltbewegung, Betriebsräten oder der Frauenbewegung

1984 Beitritt zur MLPD

2001 Umzug nach Chemnitz

2016 Umzug nach Schalkau

dort Leiterin des Ferienparks Thüringer Wald und des „Hauses der Solidarität“