Gera. Der Geraer Student Leo M. Kohl ist Asperger-Autist. Mit seiner Mutter schrieb er einen Ratgeber für Eltern betroffener Kinder.

Vor knapp zwei Jahren veröffentlichte der Geraer Psychologie-Student Leo M. Kohl (20) sein Buch „Asperger – mein Leben zwischen Intelligenz und Gefühlsleben“ und landete damit einen Überraschungserfolg.

Seither verkaufte sich sein Erfahrungsbericht „etliche tausend Mal“. Zudem avancierten er und seine Mutter Franca Peinel, die neben weiteren Familienmitgliedern und Freunden ebenfalls im Buch zu Wort kommt, zur inoffiziellen Beratungsstelle für betroffene Eltern. Ob via Facebook, Whatsapp, Mail oder Telefon – die beiden beantworten jede Anfrage, und das sind eine Menge. Überdies sind ihre Lesungen und Vorträge deutschlandweit gefragt.

Lebensnah und gut verständlich auf die Probleme von und mit Asperger-Kindern eingegangen

Die vielen Fragen, die sie seither erreichten, haben die Zwei veranlasst, nun ein weiteres Buch zu schreiben, diesmal unter dem Titel „Warum mögen mich die anderen Kinder nicht? – Elternratgeber für Kinder im Autismus-Spektrum“.

In mehr als 30 Kapiteln gehen Mutter und Sohn ganz lebensnah und gut verständlich auf die Probleme von und mit Asperger-Kindern ein. Die Geschwister, die meist zu wenig elterliche Aufmerksamkeit erhalten, sind ebenso ein Thema wie die Notwendigkeit von Routinen und Ritualen oder die Schwierigkeiten, Freunde oder die richtige Schule zu finden. Die Erziehungstipps dürften eigentlich für alle Eltern interessant sein, meint Leo M. Kohl.

Mutter leidet ebenso an der vererbbaren Kontakt- und Kommunikationsstörung

Diagnostiziert wurde Asperger-Autismus bei ihm im Alter von neun Jahren. Schnell war auch klar, dass seine Mutter ebenso an der vererbbaren Kontakt- und Kommunikationsstörung leidet, durch die Betroffene nonverbale Signale bei anderen Menschen nicht intuitiv erkennen können und damit mangelndes Einfühlungsvermögen attestiert bekommen – trotz meist erheblicher Intelligenz.

Auch ein drittes Buch ist bereits geplant: Der Ratgeber für Lehrer und Pädagogen soll im Herbst im Geraer Verlag Daniel Funk erscheinen. Dieses noch junge Unternehmen hat sich auf Sachliteratur spezialisiert, in der Betroffene, von Autisten bis Borderlinern, zu Wort kommen.

Tipps für den Umgang mit Asperger-Kindern

1. Wenn betroffene Kinder überfordert sind, werden sie entweder still und ziehen sich zurück oder sie sind aufgebracht. In diesen Situationen sollte man sie einfach 15 bis 30 Minuten in Ruhe lassen, sonst droht eine „Explosion“.­

2. Asperger-Kinder sollten nicht für vermeintliches Fehlverhalten bestraft werden. Sie können nichts dafür. Stattdessen rät Franca Peinel, Probleme durch viel Reden zu lösen.

3. Asperger mögen es nicht, von Fremden angefasst zu werden.

4. Betroffene neigen zu sogenanntem selbststimulierenden Verhalten, das heißt, sie wippen mit den Beinen, wiegen den Körper, spielen mit Fingern, summen, pfeifen. Diese Unruhe kann Außenstehenden auf die Nerven gehen, für Asperger allerdings ist es ein unverzichtbarer Ausgleich. Eltern sollten nachfragen, ob die Kinder gerade unter besonderem Stress stehen.

Leo M. Kohl: „Warum mögen mich die anderen Kinder nicht? Elternratgeber im Autismus-Spektrum“. Verlag Daniel Funk, 159 Seiten, 19,95 Euro

Leo M. Kohl spricht über sein Leben mit Asperger

Mehr Infos: www.leomichael-kohl.jimdofree.com