Gera. An den in der Vorwoche gestorbenen Geraer Dekan Klaus Schreiter erinnert Propst em. Hans Mikosch.

Auch wenn der jähe Abschied von Pfarrer Klaus Schreiter schmerzt, – uns Hinterbliebenen in Kirche und Gesellschaft bleibt sein facettenreiches, freundlich-zugewandtes Bild vor Augen.

Seit Anfang der neunziger Jahre war er Pfarrer und Dekan unserer römisch-katholischen Schwesterkirche in Gera. Ein Mann mit klarer Leitungskompetenz. Als Priester wusste er die Geister zu scheiden. Man konnte sich auf ihn, aber auch auf Maria Ihl, eine überaus tüchtige Gemeindereferentin in jeder Lage verlassen. Das machte es mir als evangelisches Pendant, aber auch meinen Stellvertretern Pfarrer Thorolf Halm und Pfarrer Roland Geipel leicht, den einst von Dekan Bernd Sahler begonnenen ökumenischen Weg mit neuen Projekten fortzusetzen.

Ziel war es, auch im Zusammenwirken mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen für die Menschen unserer Stadt Bestes zu bewirken und für sie zu beten: 1992 wurde die christliche Seelsorge im Waldklinikum als ökumenische Aufgabe organisiert; 1996 die ökumenische Stadtakademie unter Federführung von Pfarrer Gunnar Berndsen begründet, in deren Rahmen gesamtdeutsche Diskurse geführt wurden. Zugleich wurde im Albert Schweitzer-Gymnasium in Lusan ein konfessionsübergeifender Religionsunterricht etabliert. Der 1998 begründete ökumenische Kirchbauverein hatte unter anderem den Neubau von St. Elisabeth, die Sanierung von St. Johannis und auch das bundesweit beachtete kirchliche Programm der Bundesgartenschau auf seiner Agenda.

Dekan Schreiter gelang es, über Jahre ein Kapuzinerteam für die Arbeit an obdachlosen und sozial geschädigten Jugendlichen, bei der Versorgung mit Möbeln und in der Seelsorge für Gera zu gewinnen.

Wir konnten gemeinsam mit den evangelischen Freikirchen die missionarische Aktion neu anfangen initiieren, an deren Ende unter Leitung von Pfarrer Sebastian Kircheis nicht nur ca. 30 000 Geraer Einwohner angesprochen worden waren, sondern auch die Kirchen einen Zuwachs von dreihundert Neumitgliedern verzeichnen durften. Mit Klaus Schreiter verbanden mich, biblisch gesprochen, Jahre der Saat und auch schon der Ernte, Jahre des Streitens um den rechten Weg und des Sich-Versöhnt-Wissens in Christus Jesus. Wir fanden mit unserem Tun und Beten wohlwollende und offene Ohren bei der Stadt und der Landesregierung.

Bei einem unserer letzten Gespräche habe ich unlängst Klaus Schreiter gegenüber den Rückgang unserer Gemeindegliederzahlen angesprochen. Er schaute mich an und sagte: Wenn sich der Glaube und das Christentum verflüchtigen, müssen wir damit rechnen, dass der Umgang untereinander roher und rücksichtsloser wird. Ein Vermächtnis an uns! Es lohnt, Christ zu sein und einen Halt zu haben. Ich bin dankbar, mit Klaus Schreiter – meinem Kollegen, Freund und Bruder Hand in Hand auf dem Weg gewesen zu sein. Gottes Engel mögen ihn ins Paradies begleiten!

Propst em. Dr. Hans Mikosch