Gera. Acht Auszubildende des künftigen dritten Lehrjahres leiten bis Freitag die AOK Plus Filiale in Gera

Am Sonntagabend war Marcus Demmer etwas aufgeregt. Gestern Vormittag steht er am Empfang und verweist sicher die Kunden mit ihren Anliegen an die entsprechenden Berater, nimmt Anträge entgegen und beantwortet Fragen nach Kostenerstattung oder einer Auslandskrankenversicherung. „Mensch, das geht heute aber schnell“, meint ein älterer Herr. Dann erst schaut er auf das Schild.

Verantwortung übernehmen

Bis Freitag haben acht Auszubildende zum Sozialversicherungsangestellten die Geraer Filiale der AOK Plus fest in ihrer Hand und die Hoheit über 60.000 Versicherte. „Die machen ihre Sache gut“, urteilt der Senior und scherzt zugleich. „Sind ja noch jung und frisch.“

Chef auf Zeit ist Thomas Born aus Niederkrossen. „Ich muss den Laden am Laufen halten“, sagt der 18-Jährige selbstbewusst. „Aufgeregt bin ich nicht“. Er sieht sich gut vorbereitet. „Eine Woche konnte ich mich hier einarbeiten, um den Ablauf zu erleben. Einen Tag war ich auch am Empfang“, sagt er und stellt dabei fest, Gera sei viel mehr frequentiert als Saalfeld, wo er sonst arbeitet. Dienstplan erstellen, seinen Kundenberatern über die Schulter schauen, auf eine saubere Filiale achten, zählen zu seinen Aufgaben. Er nimmt sie verdammt ernst. Selbstbewusst meint er noch: „Ich bin offen, geduldig, kann gut organisieren und ich habe Potenzial.“ Katrin Schaarschmidt, Beratungscenterleiterin in Gera und Weida bestätigt: „Thomas ist sehr souverän.“

Der heute 18-Jährige wollte schon immer was „mit Menschen machen“ und vor allem helfen. „Das kann ich eben in einer Krankenkasse.“ Sein größter Wunsch ist, dass alles reibungslos verläuft. Am Freitag, nach Schließung, wird im Abschlussworkshop die Woche genau ausgewertet.

Friederike Thiele, die mit Mama Beate gekommen ist, braucht eine Versicherungsbestätigung fürs Studium. Freundlich und zuvorkommend stellt die 20-jährige Beraterin Stefanie Küßner den Nachweis aus.

Dass sie von einer Auszubildenden aufgeklärt wird, hat Sina Emmrich aus Großenstein gar nicht bemerkt. „Mein Anliegen wegen einer Änderung wurde prompt erledigt.“ Auszubildende Michelle Pagel freut sich, dass ihre Kundin zufrieden ist. Unruhe ist bei der 18-Jährigen nicht zu spüren. „Nervös bin ich nur, wenn jemand daneben sitzt.“

Vertrauen gibt den Auszubildenden ein Workshop. „Der fand vor einem Monat statt“, fügt Beratungscenterleiterin Katrin Schaarschmidt, hinzu. „In diesem wurde allen noch einmal der komplette Ablauf erklärt und Fallballspiele aufgezeigt, wenn ein Versicherter unter anderem eine Zahlungsbefreiung möchte.“ Sollten dennoch Problemen auftreten, sind die Mitarbeiter sofort zur Stelle. Eine Filiale allein zu lenken, ermögliche den jungen Frauen und Männern Einblicke in ihren späteren Berufsalltag. So lernen sie neben der Beratung, dem Erklären von Angeboten und Tarifen auch Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. Seit 2011 führt die Krankenkasse immer am Ende des zweiten Lehrjahres eine Azubi-Woche durch. In diesem Jahr nehmen die jungen Leute an elf Standorten in Thüringen und Sachsen für fünf Tage das Zepter in die Hand. „Sie erhalten damit die Chance, sich zu beweisen“, sagt Simone Pfretzschner, Regionalgeschäftsführerin der AOK Plus.

Ausbildungsmarkt im Juli

Unbesetzt waren zuletzt noch 1025 Ausbildungsstellen im Bereich der Arbeitsagentur Altenburg-Gera, wie die Agentur anfang August mitteilte. Zudem Zeitpunkt hatten 353 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Sie konnten also rein statistisch gesehen unter 2,90 freien Stellen wählen. „Damit bleibt die Lage für Bewerber weiterhin sehr positiv“, sagte Birgit Becker, Leiterin der Arbeitsagentur Altenburg-Gera. Die Ausbildungsbetriebe haben dagegen zu kämpfen, Lehrlinge zu bekommen

Am Mittwoch, dem 14. August, ist zum letzten Mal von 10 bis 12 Uhr eine Hotline für die Berufsberatung der Arbeitsagentur freigeschaltet. Hier können alle Fragen rund um das Thema Ausbildung und Ausbildungsplatzvermittlung direkt mit einem kompetenten Berufsberater besprochen werden.

Die Hotline lautet: 0365/8 57 321

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