Gera. Volleyballer des Zabelgymnasiums in Gera sind beim Landesfinale auf dem dritten Platz gelandet.

Ein alter hellblauer Doppelstockbus stand am Donnerstag vor der Panndorfhalle. Extra aus Brandenburg war das zweiachsige Gefährt gekommen, das in den 1960er-Jahre das Stadtbild Westberlins prägte. Mittlerweile geht der von einem Reiseunternehmer aus Nordrhein-Westfalen umgebaute Omnibus für „Jugend trainiert für Olympia“ auf Tour und gastierte nun im 50. Jubiläumsjahr auch in Gera.

„Wir sind ein bisschen stolz, als einzige Stadt in Thüringen anlässlich des Landesfinales Volleyball ausgewählt worden zu sein“, freute sich Schulsportkoordinator Reinhard Thiel. Die Schulleiterin des Geraer Zabelgymnasiums, Katrin Proschmann nahm bei der Eröffnungsveranstaltung eine Anerkennungsurkunde entgegen. Immerhin hatten sich die Gymnasiasten ihrer Schule im letzten Schuljahr für die Bundesfinals im Triathlon und im Schwimmen in Berlin qualifiziert und bei zahlreichen Landesausscheiden vordere Plätze belegt.

Im Bus erzählt Schwimmerin Britta Steffen

Dass der Doppelstockbus aus Brandenburg kam, war gar nicht so geplant. Eigentlich sollte das altehrwürdige Vehikel aus Schonach im Schwarzwald kommen. Aber weil dort das Bundesfinale in den Wintersportarten wegen Schneemangels ausfallen musste, war die Anreise für den Busfahrer angesichts einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h ohne Tempomat und Servolenkung nicht ganz so beschwerlich. Für viele deutsche Weltmeister und Olympiasieger war „Jugend trainiert vor Olympia“ eine erste Station auf dem Weg nach oben. Darüber erzählten im Bus Schwimmerin Britta Steffen oder Diskuswerfer Robert Harting in diversen Filmen. „Jugend trainiert für Olympia war eine klasse Erfahrung, die einzige bei der ich mich als echter Teamplayer erlebte, weil es um unsere Gesamtschule ging“, erinnerte sich Britta Steffen.

Angefeuert wurde auch in der Panndorfhalle, wo zwölf Schulmannschaften in den Wettkampfklasse II und III männlich darum kämpften, sich für Berlin zu qualifizieren. Die Geraer Fahnen hoch hielt das Zabelgymnasium in der WK III, in der sich Magnus Müller, Clemens Burgold, Tim Sauter, Carl Colberg und Jeremias Heinig mit ihrem Sportlehrer Volker Stumpf starker Konkurrenz zu erwehren hatten.

Gleich zum Auftakt trafen die Gastgeber in ihrer Gruppe auf das favorisierte Pierre-de-Coubertin-Gymnasium Erfurt und gingen mit 11:25 und 10:25 unter. Trotzdem gewann Sportlehrer Volker Stumpf dem ersten Auftritt auch positive Aspekte ab. „Wir haben anfangs mit 4:2 geführt. Wer schafft das schon gegen Erfurt? Immerhin sind wir in jedem Satz zweistellig geworden. Insgesamt haben wir das letzte Risiko gemieden und zu brav agiert“, schätzte der Pädagoge ein. Vier der fünf Schüler sind in ihrer Freizeit beim Geraer VC aktiv, trainieren bei Günter Eck.

Zabel-Volleyballer Carl Colberg (l.) hat am Netz gegen Erfurt das Nachsehen.
Zabel-Volleyballer Carl Colberg (l.) hat am Netz gegen Erfurt das Nachsehen. © Jens Lohse

„Die Erfurter spielen jeden Tag Volleyball. Da wäre es schlimm, wenn kein Unterschied auszumachen wäre“, meinte der 75-jährige Altmeister des Geraer Volleyballs, der zuvor die Partien mit Barbara Czekalla (68) verfolgt hat. Die Zweite der Olympische Spiele von Moskau 1980 war 1968 von Gera aus zum SC Dynamo Berlin delegiert worden und hatte es bis zur Spielführerin der DDR-Nationalmannschaft geschafft.

Im Halbfinalewar Endstation

„Es ist schön, wenn sich junge Leute mit dem Volleyball beschäftigen. Über die Leistungen will ich mich aber nicht äußern. Da war früher mehr Zug drin“, erzählte Barbara Czekalla, die jetzt in Langenberg zu Hause ist. Den Einzug ins Halbfinale schafften die Zabel-Volleyballer. Gegen das Heinrich-Böll-Gymnasium Saalfeld musste dafür ein Sieg her. Im ersten Durchgang konnten die Geraer einen Satzball abwehren und gewannen mit 26:24. Auch im zweiten Satz lief man anfangs einem Fünf-Punkte-Rückstand hinterher, setzte sich aber mit 25:18 durch. Im Halbfinale war Endstation. Gegen das Perthesgymnasium aus Friedrichroda unterlagen die Geraer im Tiebreak mit 11:15, hielten sich danach im kleinen Finale schadlos, als die Stumpf-Schützlinge das Herdergymnasium Nordhausen glatt in zwei Sätzen mit 25:20 und 25:12 bezwangen. „Eine Medaille war unser Ziel. Das haben als Dritter wir geschafft“, freute sich Carl Colberg hinterher.

Die Tagessiege in beiden Wettkampfklassen gingen an das Pierre-de-Coubertin-Gymnasium Erfurt, das im Sommer in Berlin beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ wieder auf den blauen Doppelstock-Tourbus treffen könnte. Ob auch wieder Geraer Schüler den Sprung dorthin schaffen, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.