Gera/Peking. Im Interview: Roberto Tamaske, Vorsitzender des Wirtschaftsfördervereins Thüringen international, zu seiner China-Reise.

Roberto Tamaske, Unternehmens- und Energieberater aus Gera, besuchte kürzlich für eine Woche China. Eingeladen war er als Vorsitzender des Wirtschaftsfördervereins Thüringen international. Wir sprachen mit ihm.

Sie waren unterwegs, um die intelligente Produktion 4.0 kennenzulernen. Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Das Land, die Menschen, die Gastfreundschaft. Ich bin immer gefragt worden, ob ich schon mal da war. So halb habe ich dann gesagt, denn 1991 war ich mit den Wirtschaftsjunioren in Hongkong, da war das noch britisch. Die Organisation der Reise, die uns nach Peking, Chongqing und Hebi – als kleinste der drei Städte hat sie so viele Einwohner wie Thüringen – führte, war stark. So wie die Unternehmen, die wir sahen.

Welche waren das?

Aus der Automotive-Branche zum Beispiel. Ich war schon bei Porsche in Leipzig. Dort die Werke standen dem in nichts nach.

Was haben Sie Ihren Gastgebern erzählt. Dass Gera autonomes Fahren plant?

Die Chinesen packen das ganz anders an als wir. Sie bauen die Städte danach. Nein, ich habe unser Land vorgestellt. Dort hatte noch niemand etwas von Thüringen gehört. Das ist so, als würden wir in Berlin über Thieschitz sprechen.

Was haben Sie an Kontakten mitgebracht?

Eine Unmenge. Ich traf Vertreter des chinesischen Handelsministeriums und hochrangige Repräsentanten der Städte. Bei einem Abendessen saß ich neben dem Wirtschaftsförderer von Chongqing, einer Stadt so groß wie Österreich, und habe ihn nach Thüringen eingeladen. Neugierig machen konnte ich ihn damit, dass der größte Batterieproduzent Catl aus China am Erfurter Kreuz investieren will.

Wird er kommen?

Im November plant er eine Reise nach Frankfurt am Main. Ich bin jetzt dabei, das Programm für einen dreitägigen Abstecher nach Thüringen zu stricken.

Erst dieses Jahr haben Sie den Wirtschaftsförderverein Thüringen international mit gegründet. Was haben Sie erreicht?

Uns gibt es ein halbes Jahr. Noch sind unsere Kapazitäten personell und finanziell begrenzt. Wir haben nicht die ganze Welt im Blick, sondern sehen Schwerpunkte in Russland und China. Ende April war eine chinesische Delegation in Gera zu Gast. Völkerverständigung und Wirtschaftskooperation sind unsere Absichten. Wir können nur ein Scharnier sein. Wenn es uns gelingt, eine kleine Gasse der Seidenstraße nach Thüringen zu ebnen, dann wäre das toll.

Sie berichteten von unterwegs, dass die den Bürgermeister des Bezirkes Shunyi, eines Vorortes von Peking, nach Gera eingeladen haben. Hat er angenommen?

Erst einmal hat er zugesagt. Wir wollen als Verein gern dazu beitragen, eine Städtepartnerschaft von Gera aus nach China aufzubauen. Doch naheliegend ist für mich jetzt die Vorbereitung des Besuches aus Chongqing.

Welche mittelfristigen Pläne verfolgen Sie mit Ihren Kontakten nach China?

Ich sprach schon die Catl-Ansiedlung an. Mit der Dualen Hochschule bin ich im Gespräch, um den Investoren anzubieten, ihre Mitarbeiter in Gera zu qualifizieren. Das würde die Hochschule stärken. Außerdem will ich mithelfen, ein Wirtschaftskooperationsbüro für China hier anzusiedeln.