Gera. Bei der Mahnwache und Kundgebung am Freitagabend in Gera sprechen sich die Redner klar gegen Hetze und Rassismus aus.

Die Kerzen vorm Geraer Stadtmuseum formen eine Zehn. Sie stehen für 10 Opfer der Bluttat von Hanau, der Attentäter wird bewusst nicht mitgezählt. Die Kerzen an einem kalten Freitagabend, in ihnen sieht Pastor Andreas Erben als einer der Redner der Mahnwache ein Symbol. Ihre Wärme sollen die knapp 80 Teilnehmer und alle, die nicht kamen, in ihre Herz nehmen und versuchen, innerlich warm zu bleiben.

Franz Beutel vom Freundeskreis für Flüchtlinge in Gera spricht; am Boden erinnern Kerzen an die zehn Opfer der Bluttat.
Franz Beutel vom Freundeskreis für Flüchtlinge in Gera spricht; am Boden erinnern Kerzen an die zehn Opfer der Bluttat. © Marcel Hilbert

Die Kälte in Worten, in Hetze und Rassismus, und die auch daraus resultierenden kaltblütigen Taten, sie wurden angeprangert bei der Kundgebung, die Ernst-Dietrich Färber für das Aktionsbündnis Gera gegen Rechts angemeldet hatte. Eugen Weber, früherer Grünen-Stadtrat, warnte davor, dass aus „Das wird man wohl noch sagen dürfen...“ irgendwann „Das wird man wohl noch tun dürfen...“ wird.

In die Trauer um Menschen „die unsere Nachbarn, Freunde oder Kollegen sein könnten“, sagte Färber, mische sich Empörung, über Verharmlosung, aber auch über die Ohnmacht des Staates. Er bedauerte, dass kein offizieller Vertreter der Stadt gekommen war. Auf einer abgespeckten Route führte er einen Demonstrationszug von noch etwa 35 Teilnehmern zum Parkplatz vor der Alten Brauerei 1880 am Stadtgraben an, wo eine Veranstaltung der AfD stattfand.

Dort wie auch am Stadtmuseum wurden Schweigeminuten für die Hanauer Opfer eingelegt. Konfrontationen habe es nicht gegeben, so Färber. Für etwas Unruhe bei der Kundgebung sorgte eine Ankündigung, die über die Polizei an die Anmelder herangetragen worden sei, wonach sich AfD-Mann Stephan Brandner der Kundgebung anschließen wolle. Zu sehen war er nicht. Die AfD und er waren dennoch das Ziel scharfer Kritik.

Pfarrer im Ruhestand Franz Beutel drückte namens des Freundeskreises für Flüchtlinge in Gera die tiefe Erschütterung über die grausame Tat aus, der neun Menschen mit Migrationshintergrund zum Opfer fielen. Gerade im Kreis der Geflüchteten, auch in Gera, sei neben Anteilnahme auch Angst spürbar, hieß es vor Ort. Man wolle sich weiter entschlossen für ein gutes Zusammenleben aller Bürger einsetzen, sagte Beutel. Hass und Gewalt bringen nur neuen Hass und neue Gewalt hervor.