Gera. Die SG Gera-Westvororte hat erstmals den Sprung in die Thüringenliga geschafft. Vereinschef Pannach sauer auf Ortsnachbar BSG Wismut.

2007 gelang dem TSV Gera-Westvororte der Aufstieg aus der Stadtliga. „Mit OTG 1902 Gera haben wir uns damals ein Duell geliefert. Gerd Schreiber war unser Trainer. Ich kann mich noch genau daran erinnern“, sagt Michael Pannach. Der Vereinspräsident steht den Scheubengrobsdorfern schon seit einer gefühlten Ewigkeit vor. Das war der Beginn eines Aufbruchs, der in diesem Sommer mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse der Freistaats seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. „Dabei war der Aufstieg gar nicht unser Ziel“, so Michael Pannach.

Vor dem Spieljahr hatte man sich nur mit Rico Heuschkel und Leon Sippel verstärkt. Kurz vor der Winterpause kam noch Tom Eichberger hinzu. Dafür hatten mit Christopher Lätz, Gero Pandorf und Bosse Struz auch wichtige Spieler den Verein verlassen. „Die Mischung aus Jung und Alt hat gestimmt. Rico Heuschkel hat das Team mit seiner Erfahrung geführt, wobei er im Training den anderen auch mal lautstark die Meinung gegeigt hat, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Die Routiniers im Team wollten zudem beweisen, dass sie auch mit einem Rico Heuschkel mithalten können“, weiß der Sportliche Leiter, Philipp Schlebe.

Erste Probleme

23 Punkte aus den ersten neun Spielen bescherten Westvororte sofort die Tabellenführung. Mit jedem Sieg wuchs nicht nur der Vorsprung auf die Verfolger, sondern auch das Selbstvertrauen im Team. Trainer Marcus Dörfer leistete in seinem zweiten Jahr bei den Scheubengrobsdorfern gute Arbeit. „Er hatte immer eine Draht zu den Spielern, legte viel Wert aufs Fußballspielen“, so Philipp Schlebe.

Zur Winterpause war der Vorsprung auf die Verfolger Teichel und Bad Lobenstein komfortabel. Doch in der Vorbereitung auf die zweite Halbserie gab es erste Probleme. Der Kader verkleinerte sich aufgrund von Verletzungen und beruflichen Verpflichtungen. In den Testspielen durchweg gegen höherklassige Konkurrenz blieb man ohne Sieg, bekam teilweise mächtig auf die Mütze. Aber zum Rückrundenstart war man wieder da.

In Roschütz sicherte Martin Gerolds Zauberfuß per Freistoß den 1:0-Auswärtssieg. Im Schleizer Fasanengarten wandelte Westvororte einen 1:3-Rückstand noch in einen 4:3-Erfolg um. „Das waren zwei Schlüsselspiele, genau wie das 4:1 Ende gegen Verfolger Bad Lobenstein, bei dem wir trotz schwacher erster Hälfte eine eiskalte Chancenverwertung an den Tag gelegt haben und deshalb klar gewonnen haben“, meint Philipp Schlebe. Auch die Niederlage in Zeulenroda steckten die Scheubengrobsdorfer weg, die nach einem späten Sieg in Blankenhain und dem 3:3-Ausgleich durch Stadtroda in der Nachspielzeit immer noch einen Spieltag vorfristig in Kahla den Aufstieg perfekt machten.

Man wildert nicht beim Ortsnachbarn

Am Ende hatte die SG Gera-Westvororte sieben Punkte Vorsprung vor Bad Lobenstein. „Wir haben eine Riesensaison gespielt“, so Michael Pannach, der dem Team auch eine moralisch starke Antwort nach dem bekannt gemachten Weggang von Trainer Marcus Dörfer zum Ortsrivalen Wismut Gera bescheinigt.

„Über den Aufstieg an sich konnte ich mich dann aber gar nicht mehr so richtig freuen. Mit Marcus Dörfer hatten wir eigentlich im Winter per Handschlag verlängert. Das war menschlich nur schwer zu verkraften“, erklärt der TSV-Präsident, der mit Torjäger Rico Heuschkel – mit 39 Treffern war er einer der Aufstiegsgaranten - und Abwehrchef Maximilian Dörlitz zudem zwei absolute Leistungsträger an die Orange-Schwarzen verlor. „Da habe ich nach wie vor ein ungutes Gefühl dabei. Es ging, glaube ich, von Wismut-Seite in erster Linie darum, uns zu schwächen. Man wildert nicht beim Ortsnachbarn. Da braucht man mir nichts mehr von einer Zusammenarbeit oder einem guten Verhältnis innerhalb der Stadt zu erzählen, wie man es am Steg gern von sich behauptet“, so Pannach.

Gut hingegen kooperiert man mit dem JFC Gera, mit dem man eine Spielgemeinschaft bildet und auch in Zukunft unterstützt wird.

Trainer Baumann: „Wir haben keinen Druck“

Auf der Trainerposition haben sich die Verantwortlichen der SG Gera-Westvororte für Mike Baumann entschieden. Der 46-Jährige ist in Scheubengrobsdorf kein Unbekannter. In der Saison 2014/15 hatte er die Westvororte-Kicker in der Kreisoberliga trainiert. Als Co-Trainer sammelte er zudem Erfahrungen beim VfB 09 Pößneck und beim 1. FC Gera 03, lief als Spieler für Motor Zeulenroda, Bayern Hof, den 1. SV Gera, den Bischofswerdaer FV, Stahl Riesa, den 1. FC Gera 03 und den ZFC Meuselwitz auf. Zuletzt waren Engagements im Nachwuchsbereich des FSV Zwickau und des VFC Plauen gescheitert.

„Eine Mannschaft in der Thüringenliga zu betreuen, ist schon eine Herausforderung. Aber ich bin gut vorbereitet“, so der in Weida wohnende Mike Baumann vor der Vertragsunterzeichnung. „Ich habe großes Vertrauen in seine Arbeit. Wir haben keinen Druck. Für viele Experten stehen wir schon als der erste Absteiger fest. Das ist für uns kein Problem. Wir sind eben der Verein am Rande der Stadt“, meint Michael Pannach. Die zwischenzeitlichen Gedanken an einen möglichen Nichtaufstieg hat man schleunigst begraben. „Die Spieler haben gesagt, sie wollen unbedingt Thüringenliga spielen. Das haben wir akzeptiert“, verrät Philipp Schlebe.

Genau richtig kommt deshalb auch der Anbau am Sportlerheim in Scheubengrobsdorf, der auch den Gastmannschaften in der Thüringenliga-Saison bessere Umkleidemöglichkeiten beschert. „Die Nachhaltigkeit steht bei uns im Vordergrund. Deshalb setzen wir auf junge Spieler aus der Gera. Reich werden wird bei uns kein Spieler“, so Michael Pannach, dessen Team nach dem Saisonstart gegen Heiligenstadt zu Hause am dritten Spieltag Wismut Gera zum Ortsderby empfängt.