Gera. Wie Kindergartenkinder im Kindergarten Wasserkunst in Gera alles rund um Ernährung und Essenszubereitung lernen.

Wenn Vierjährige voll konzentriert mit scharfen Messern Gemüse schnippeln, dann stehen so manchen Eltern die Haare zu Berge. Scharfes Messer – nicht vor dem Erreichen des Schulalters, so sitzt es in manchen Elternköpfen. Im Kindergarten Wasserkunst in Gera ging am Dienstag ein zehnmonatiges Projekt zur gesunden Ernährung zu Ende. In diesem lernten die Vier- bis Sechsjährigen auch den Umgang mit einem scharfen Messer. „Das gehört selbstverständlich mit dazu“, sagt die Ernährungsberaterin Michaela Koity, die für die Innungskrankenkasse (IKK) in acht Kindergärten im Rahmen des Projekts „Die Kleinen stark machen“ unterwegs war und den Kindern erzählte, was zu einer gesunden Ernährung dazu gehört.

Jeden Monat kam die 54-Jährige und traf auf neugierige Kinder, die einige der vorgestellten Lebensmittel noch nie probiert hatten. „Fetakäse – das schmeckt ja viel schlimmer als Scheibenkäse“, sagt zum Beispiel Ares aus der Gruppe von Erzieherin Kristin Stellmacher in der Kita Wasserkunst. Leni hat festgestellt, dass Couscous ja wie Nudeln schmecke. Gerade der hat es den Kindern angetan, den habe der Ares schon zu Hause mit seinen Eltern zusammen nachgekocht, erzählt die 33-jährige Erzieherin.

Am Dienstag haben die fünfzehn Kinder zusammen mit der Ernährungsberaterin das Abschlussfest des Projekts vorbereitet. Gemeinsam bereiten die Kinder für den Kindergarten ein Buffet vor. Vollkornbrot wird mit Frischkäse statt Butter bestrichen und mit kleingeschnippeltem Gemüse dekoriert. „Hallo, ich bin Herr Brot“, ruft eins der Kinder und redet mit seiner soeben kunstvoll verzierten Schnitte. Ja, der spielerische Umgang mit dem Thema Ernährung sei wichtig. „Mit Spaß und Freude lernt es sich am Besten“, sagt Michaela Koity.

Zu Beginn des Projekts hat sie mit den Kindern eine Ernährungspyramide mit echten Lebensmitteln aufgebaut. Die Kinder waren überrascht, was es alles gebe, sagt die 54-Jährige. Jede Stufe der Pyramide wurde noch einmal in einer Moduleinheit behandelt. Bei der Brot und Getreide-Stufe hat sie mit den Kindern selbst Vollkornmehl gemahlen, daraus Brot, Kuchen und Waffeln gebacken, und Müsliflocken hergestellt.

Vor allem bei den Getränken gab es einen Aha-Effekt, als Michaela Koity mit Würfelzucker veranschaulichte, wie viel Zucker in Säften und Limonaden steckt. „Da ist schnell die Tagesration Zucker überschritten“, sagt sie. Dass sei auch vielen Eltern nicht bewusst. So habe sie zu Beginn in einem Elternabend das Projekt vorgestellt und auch die Eltern im Schnelldurchlauf in gesunder Ernährung geschult.

Ob es denn schon merkliche Effekte gehabt habe. „Ja“, sagt Erzieherin Kristin Stellmacher, „viele Eltern haben die Rezepte eingefordert. Denn die Kinder erzählen davon zu Hause. Im Kindergarten selbst achte man nun bei der Essensbestellung auf eine noch größere Vielfalt.“

Und bei den Kindern? „Wenn ich erreiche, dass sich zwei oder drei Kinder jetzt selbst die Brote zu Hause schmieren, dann war ich erfolgreich“, sagt die Ernährungsberaterin. Sechs Kinderhände schnellen nach oben, als sie fragt, wer sich denn zu Hause ab und an sein Brot selbst mache.

Aber am wichtigsten sei der prägende Effekt, sagt Michaela Koity. Auch wenn die Kinder es nicht gleich umsetzen, so haben sie doch schon mal das ein oder andere unbekannte Lebensmittel geschmeckt, gerochen, gesehen und befühlt, was sie noch nicht kannten. Mit allen Sinnen habe sie die Welt der vielfältigen Ernährung mit den Kindern erkundet. Das präge sie für die Zukunft. Im Herbst wird sie wieder mit dem Projekt in Kindergärten in Gera und Umgebung unterwegs sein.