Jena. Zu einer zweiten Demonstration gegen die Ministerpräsidenten-Wahl kamen am Donnerstag etwa 250 Jenaer.

Etwa 350 Jenaer kamen nach Angaben der Versammlungsbehörde am Donnerstagabend neuerlich zusammen, um gegen die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten und gegen einen Rechtsruck zu demonstrieren. Vor dem Historischen Rathaus sprachen unter anderem Politiker von Grünen, SPD und Linken, darunter auch Anja Siegesmund (Grüne), Ex-Ministerin.

Der Demozug lief schließlich zum Zeiss-Werk, wo das Unternehmen seinen Jahresempfang abhielt, zu dem auch Kemmerich als Gast erwartet wurde. Er sagte allerdings kurzfristig ab. Die Demonstranten forderten vor den Türen der Fachhochschul-Mensa stattdessen Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP), der beim Empfang anwesend war, zum „Rücktritt“ auf. „Nie wieder Nitzsche“ war einer der Slogans.

Nitzsche hatte mir seiner Aussage, „hoch erfreut“ über die Wahl des Parteikollegen zu sein, für Empörung gesorgt. Er löschte das Zitat schnell wieder und entschuldigte sich. An einer Gratulation hielt er fest, das „gebietet die Höflichkeit“.

„Die Lage so dermaßen falsch einzuschätzen, wie es der Oberbürgermeister mit seinem gestrigen Jubelpost getan hat, lässt begründete Zweifel aufkommen, ob Stadtbevölkerung und Stadtoberhaupt noch in die gleiche Richtung laufen“, sagt Jenas SPD-Chef und Landtagsabgeordneter Lutz Liebscher. Kemmerich, der mit den Stimmen der AfD an die Macht gekommen ist, sei kein Kandidat der Mitte, sondern ein „anstandsloser Zocker, der den Konsens aller demokratischen Parteien gebrochen und dem Ruf Thüringens nachhaltig beschädigt hat.“

Polizeioberrat René Schimmel sagte, die Demonstration sei ohne Zwischenfälle friedlich verlaufen. Er habe ständig Kontakt zur Versammlungsleitung gehabt. Gegen 18.45 Uhr löste sich die Versammlung schließlich auf.