Schleiz. Großer Umbruch in der Startelf: Gegen Usti nad Labem zeigt der FC Carl Zeiss Jena erste Ansätze seines veränderten Spielsystems.
Nach 90 Minuten im torlosen Testspiel gegen den FK Usti nad Labem geht Maximilian Rohr mit einem Lächeln im Gesicht vom Feld. „Wir haben eine sehr gute Partie abgeliefert, auch wenn es bei einigen, unter anderem mir, von den Kräften her schwierig war“, sagt der 24-jährige Fußballer, der vorige Saison zwei Ligen tiefer in der Oberliga aufgelaufen ist.
Das Trainingscamp im Raum Karlsruhe hatte Spuren bei den Fußballern hinterlassen. „Obwohl wir uns auch in anderen Sportarten probiert haben, war das nicht minder anstrengend“, sagt der Verteidiger. Richtig genossen habe er den Besuch auf dem Schießstand, weil es „mal nicht so körperlich fordernd war“. Gepasst habe er nur beim Motoball. „Nach dem Sturz von Marian Sarr habe ich lieber auf die Erfahrung verzichtet.“
FCC und FK Usti nad Labem trennen sich im Testspiel unentschieden
Sarr war mit dem Motorrad gestürzt und hatte sich Schürfwunden zugezogen. Noch am Wochenende trug er Binden um Hand und Knie und setzte deshalb gegen den tschechischen Zweitligisten aus. Trainer Lukas Kwasniok stellte nur drei Spieler der vorigen Saison in die Startelf: Torwart Jo Coppens, Mittelfeldspieler Jannis Kübler und Innenverteidiger Marius Grösch. Neben ihm spielten in der Viererkette Rohr, Tim Kircher und Patrick Schorr.
Im Mittelfeld agierte Kwasniok mit einer Rauten-Anordnung mit Nico Hammann defensiv, Ole Käuper, Jannis Kübler und offensiv Daniele Gabriele – mit häufigen Positionswechseln. Anton Donkor und Kilian Pagliuca stürmten. „Ich habe viele zentrale Spieler, deshalb bietet sich diese Systematik an“, sagt Kwasniok, der auf Ballbesitz spielen will und viel Geduld von seinen Spielern fordert. „Irgendwann ergeben sich die Räume.“
Die Taktik geht gegen einen starken Gegner zunächst auf. Donkor vergibt nach einem tollen Pass von Pagliuca die Führung. Doch mit der Dauer des Spiels kontert Usti nad Labem immer wieder gefährlich, trifft mehrfach das Aluminium oder Coppens rettet in großer Not. „Wir dürfen nicht zu früh durchpressen. Wenn kein Positionsnetz aufgebaut ist, kommen wir in Schwierigkeiten, Konter abzufangen“, sagt Kwasniok.
In der zweiten Halbzeit durfte auch Kapitän René Eckardt ran. Er blieb anfangs draußen, weil er morgens nicht mittrainiert hatte. Der Mittelfeldspieler steht kurz vor der Abgabe seiner Bachelorarbeit und bekam deshalb frei. In Summe war Kwasniok zufrieden mit der Leistung. „Viel besser als gegen die Zweite von Nürnberg.“ Doch warum haben die Jenaer viele Eckbälle kurz gespielt? „Standards haben wir bislang weder offensiv noch defensiv trainiert. Die Spieler sollten sich etwas einfallen lassen.“
Maximilian Rohr fiel immer wieder durch schnelle Vorstöße auf. „Die Intensität ist extrem hoch im Vergleich zur Oberliga. Ich habe Lust, mich selbst zu motivieren, mich weiterzuentwickeln“, sagt der Fußballer, der beste Chancen auf die Startformation hat.
Allerdings nicht zum Saisonauftakt, zu dem er drei Spiele Sperre wegen einer roten Karte in Freiberg absitzen muss. „Ich bin selbst Schuld“, sagt Rohr. Das Team habe dem Trainer wegen des verpassten Aufstieges einen Sieg zum Abschied schenken wollen. Kurz vor Schluss drehte der Gegner mit einem unberechtigten Elfmeter die Partie. „Ich habe den Schiedsrichter gesagt, dass er eine sehr schlechte Leistung abgeliefert hat, und habe Rot gesehen“, sagt Rohr. „Das wird schlimm für mich, auf der Tribüne zu sitzen, weil ich denke, dass ich spielerisch mithalten kann.“
Zunächst freut er sich nun über freie Tage bis Dienstag. „Um die Psyche auf Vordermann zu bringen, andere Gesichter zu sehen und den Lagerkoller zu verhindern“, begründet Trainer Kwasniok die Pause. Am Freitagabend testen die Jenaer gegen den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg (17 Uhr in Pleystein). Am Dienstag, 16. Juli, plant der FC Carl Zeiss einen weiteren Test. Im Gespräch ist, dass Germania Halberstadt am späten Nachmittag im Ernst-Abbe-Sportfeld antritt.
Landespokal: FC Carl Zeiss Jena nach Schleiz
Tino Zippel