Jena diskutiert höhere Freibad-Preise. In einem Pilotprojekt hat München, mit dem sich Jena gern vergleicht, die Sommerbäder für alle unter 18 kostenlos gemacht.

An der Debatte über die Freibadpreise sehen wir, wie kompliziert alles ist. Bevor Besucher nächsten Sommer für das Einzelticket 0,50 Euro oder 1,00 Euro mehr bezahlen, gilt es mindestens zehn Ausschüsse und Gremien zu beteiligen: etwa den Seniorenbeirat oder den Beirat für Behinderte. Natürlich reden auch der Studierendenbeirat, der Sozialausschuss und der Finanzausschuss mit. Der Bäderbeirat, die OB-Dienstberatung, der Stadtrat und der Stadtwerke-Aufsichtsrat sind sowieso gefragt. Also mindestens 150 Leute und alles Erwachsene, aber dazu kommen wir später.

Dabei sind die erhofften Mehrerlöse nun wirklich lächerlich. 68.000 Euro bringen die höheren Freibadpreise. Demgegenüber haben die Stadtwerke Jena im Jahr 2018 einen Gewinn von 12 Millionen Euro gemacht! Und das ist kein „scheinheiliger Vergleich“, auch wenn das SPD-Stadtwerke-Aufsichtsrat Friedrich-Wilhelm Gebhardt zuletzt im Stadtrat so sah. Vor allem stellt sich die Frage, ob es die reiche Stadt Jena wirklich nötig hat, unter anderem an der Preisschraube für Kinder zu drehen. Freibäder könnten doch kostenlos für alle U18 sein. Die Sommer werden immer heißer. Bäder sind dann prima Klima-Oasen.

Wenn sich Jena dazu entschließt, könnte Jenas Bürgermeister den gleichen Satz sagen, den der Münchener Bürgermeister Manuel Pretzl (CSU) in diesem Frühjahr sagte, als München den Gratis-Eintritt in seinen Freibädern für Kinder und Jugendliche einführte: „Mit der Entscheidung schaffen wir ein günstiges Freizeitangebot für Familien, Kinder und Jugendliche in einer teuren Stadt. Das freut mich und ist ein Zeichen sozialen Verantwortungsbewusstseins.“

Okay, dafür müssen Vollzahler in den Münchener Sommerbädern 60 Cent mehr bezahlen, als das in Jena vorgesehen ist. Aber vielleicht würden das die Jenaer tun, wenn Kinder oder Enkel immer umsonst ins Bad könnten. Anders als bei den Nahverkehrspreisen hat es die Stadt bei den Bäderpreisen ganz allein in der Hand, wie kinderfreundlich sie ist.