Jena. Sie gehört zum immateriellen Welt-Kulturerbe der Unesco: die chinesische Zither Guqin. In Jena ist sie und vieles über sie am Sonnabend zu hören.

Schmelztiegel der Weltkulturen: Jena. Ein Festival rund um die Guqin, die antike chinesische Zither, war 2018 in London ausgerichtet worden. Am kommenden Wochenende ist die dem immateriellen Unesco-Kulturerbe zugezählte Guqin mit einem internationalen Festival ganz in Thüringen verortet: in Weimar, Jena und Erfurt.

Freilich, vorrangig zu tun hat das mit dem Institut für Musikwissenschaft, das an der Weimarer Musikhochschule „Franz Liszt“ und an der Friedrich-Schiller-Universität angesiedelt ist. Tiago de Oliveira Pinto, Inhaber des Lehrstuhls für „Transcultural Music Studies“ am Institut, kann auf seine chinesische Kollegin Pengpeng Li hinweisen, die als Lehrbeauftragte in einem Seminar mit chinesischer Musikkultur vertraut macht. Sie ist denn auch das Bindeglied im Austausch mit einem Konservatorium in Peking. Und: Ihr Vater Xiangting Li gilt als „der größte lebende Meister“ des Spiels auf der Guqin, so berichtet Hong Wang, die Vorstandsvorsitzende des seit 2011 bestehenden Vereins Deutsch-Chinesische Gesellschaft Jena.

Ohne Musik keine Kultur

Und so ist der Jenaer Verein als Mitveranstalter stolz, Xiangting Li und zwei weitere renommierte Guqin-Meister bei einem Konzert am Sonnabend, 16. November, von 14 bis 17 Uhr in der Villa Rosenthal begrüßen zu können.

Zum Programm gehören ein Workshop und eine Teezeremonie. Zuvor tauschen sich die Gäste zwischen 10 und 11.30 Uhr gleichen Orts in einem Forum über Fragen des immateriellen Kulturerbes aus. „Wir fragen: Was hat das mit uns zu tun?“, so erläutert Tiago de Oliveira Pinto. „Und wir sagen: Es gibt keine Kultur ohne Musik.“

Insofern deutete der aus Brasilien stammende Musik-Professor schon einmal an, dass mit einem Unesco-Einspruch gegen den geplanten Ausbau der Sauer-Orgel aus dem Volkshaus gerechnet werden müsse. Schließlich gehöre auch die Orgel zum immateriellen Weltkulturerbe.

Wie der Körper des Menschen

„Das ist ein Stück chinesische Philosophie“, so sagt Hong Wang über die Guqin. Nicht nur dass ihr Äußeres dem menschlichen Körper ähnele, zudem stehe die Guqin mit ihrer 3000-jährigen Tradition für die Verbindung des Menschen und der Natur durch Musik.

Das Instrument mit seinen sieben Saiten – eine Glückszahl in ihrem Heimatland, sagt Hong Wang – sei einst unter Maos Kulturrevolution fast ausgestorben. „Heute gibt es weltweit einen Hype um das Instrument“, sagt Hong Wang, die selbst begonnen hat, Guqin zu lernen. Dank der Unesco-Einstufung im Jahre 2003 habe es einen „Riesenschub gegeben“, „einen unglaublichen Auftrieb“, sagt Hong Wang.

Heute werde die Guqin-Musik in China wieder stark gefördert. Und siehe: Zwei Original-Instrumente hat mittlerweile auch die Musikhochschule in Jenas Nachbarstadt angeschafft. Ob Tiago de Oliveira Pinto wohl im Zuge seiner wöchentlichen Aufenthalte an der Jenaer Universität auch einmal ein rein musikalisches Seminar organisieren kann?

Guqin-Kunstfestival am Sonnabend, 16. November, auch in Jena. Villa Rosenthal: 10 bis 11.30 Uhr Forum zum immateriellen Unesco-Kulturerbe; 14 bis 17 Uhr Gesprächskonzert und Improvisation, Workshop, Teezeremonie