Jena. Brigitte Kunze ist seit über 50 Jahren bei den Jenaer Rassekaninchenzüchtern. Verein gab ihr Halt nach dem Tod ihres Mannes.

Sie hat selbst nie Kaninchen gezüchtet, trotzdem ist sie schon seit über einem halben Jahrhundert Mitglied bei den Jenaer Rassekaninchenzüchtern. Die Rede ist von Brigitte Kunze. Die heute 83-Jährige bezahlt nicht nur regelmäßig ihren Mitgliedsbeitrag. Sie ist auch die Schatzmeisterin im Verein – seit 40 Jahren.

„Ich habe vier Kinder. Ich war insgesamt zehn Jahre daheim. Da gab es in unserer Familie nur einen Geldverdiener. Da lernt man, mit dem vorhandenen Geld umzugehen. Diese Zeit hat mich geprägt. Es war oft nicht einfach. Wir haben es aber gemeinsam geschafft“, sagte sie.

Von Beruf ist sie Feinoptikerin. Ihre Haupttätigkeit war aber das Zustellen von Briefen. „Ich war bei der Post beschäftigt.“

Vor 20 Jahren starb ihr Mann. Er war ein begeisterter Kaninchenzüchter. „Durch meinen Mann bin ich 1964 erst Mitglied bei den Kaninchenzüchtern geworden. Ich habe ihn in der gesamten Zeit begleitet. Ich habe ihn unterstützt, wo ich konnte. Er war aber der Züchter. Man hat zwar als Frau bestimmte Dinge mitbekommen. Er war aber der Fachmann.“

Nach dem Tod ihres Mannes wurde Brigitte Kunze aufgefangen von den Vereinsmitgliedern. „Sie haben mir gesagt, dass ich weiter eine Aufgabe brauche. Sie haben mir gesagt, dass es weitergehen muss mit dem Leben Das war eine wichtige Zeit für mich. Sie haben mir einen Halt gegeben“, sagte sie.

Und die Rentnerin sprüht im Jahr 2019 vor Lebensfreude. Sie sagt auch, dass sie seit drei Jahren keinen Arzt mehr gesehen habe. „Ich habe natürlich auch meine kleinen Wehwehchen. Das ist aber völlig normal. Ich muss auch Tabletten nehmen. Aber sonst fühle ich mich pudelwohl.“

Das könnte auch an der großen Familie liegen. Sie hat nicht nur vier Kinder, sondern auch neun Enkel und 13 Urenkel. „Bei so vielen Enkeln und Urenkeln muss ich ihnen nichts sagen, was da alles so abgeht. Die Urenkel halten einen schon auf Trab, sie halten mich jung. Da bin ich als Oma gefragt. Ich helfe gern, das ist doch keine Frage.“

Bei den Kaninchenzüchtern in Jena ist Brigitte Kunze kaum wegzudenken. „Ich würde das Amt der Schatzmeisterin schon gern einem Jüngeren oder einer Jüngeren übergeben. Aber es gibt niemanden, der das machen möchte. Was bleibt mir aber anderes übrig, als die Funktion noch mit 83 Jahren auszuüben. Solange ich keinen Fehler mache, wird das auch so bleiben.“

Beschwerden oder Kritiken hat es bisher noch nie gegeben. „Wir haben ja immer noch zwei Personen im Verein, die alle Eingänge und Ausgänge auf unser Vereinskonto prüfen und kontrollieren. Das ist wichtig. Hier geht es ja nicht um mein Geld, sondern um das Geld der Mitglieder.“

Vergangenes Wochenende gab es in Großschwabhausen die Jungtierschau des Kreisverbandes Jena. Brigitte Kunze war an beiden Veranstaltungstagen vor Ort. „Die Nachbereitung wird etwas dauern, bis alle Überweisungen auf dem Konto eingegangen sind. Dann beginnt für mich meine Hauptarbeit. Es klingt komisch, aber ich freue mich schon jetzt darauf.“