Jena. Radweg-Alternativen im Faktencheck (4).

Jena sucht den besten Radweg an der Camsdorfer Brücke. Heute geht es um ein ingenieurtechnisches Bauwerk zwischen Eisenbahndamm und Camsdorfer Brücke. Die Variante „Tunnel“ taucht in der Broschüre der Stadt zum Streit-Thema bislang nicht auf. Könnte eine Unterfahrung eine Alternative zum weiter östlich geplanten Radweg im streng geschützten Auwald sein, für den 19 Bäume zu fällen wären?

Der Vorschlag kam von ­mehreren Lesern. „Zweifellos wäre eine Unterführung eine kostenintensive Variante“, schrieb Ärztin Gudrun Trebing. Sie verweist aber auf die seit Jahren bestehende Fußgängerunterführung an der Paradiesbrücke. Die werde von Fußgängern und Radfahrern intensiv genutzt. Die Errichtung eines ähnlichen Bauwerkes – aber mit einer Rampe – könnte aus Sicht der Leserin „alle verkehrstechnischen Probleme und die Fragen des Naturschutzes zufriedenstellend lösen“. Und die Strecke wäre ganzjährig befahrbar, was unter der Camsdorfer Brücke bei Saale-Hochwasser nicht der Fall wäre. Wie teuer wäre diese Alternative? Mindestens eine Millionen Euro, vermutlich deutlich mehr. Im Netz finden sich diverse Beispiele für Unterführungen mit Preisschildern. Die Vorzugsvariante der Stadtverwaltung – also ein Radweg unterm westlichsten Brückenbogen – würde nur 135.000 Euro kosten, sagt die Stadt. Diese Trasse widerspricht aber dem Bundesnaturschutzgesetz.

Allerdings relativiert sich der Mehrpreis für Jena, falls das Land weiter zu seiner Förderzusage steht. Im Falle einer 80-Prozent-Förderung und angenommenen Baukosten von 1,5 Millionen Euro läge der Mehrpreis für die Stadtkasse bei knapp 300.000 Euro.

Zu den Vorzügen einer tunnelähnlichen Lösung würde neben der ganzjährigen Nutzbarkeit gehören, dass die Strecke nachts hell beleuchtet wäre. Unter der Camsdorfer Brücke geht das nicht, weil dort Fledermäuse wohnen. Zum Schutz lichtempfindlicher Arten würde dort lediglich eine einzige Pollerleuchte den Weg erhellen. So steht es in den Unterlagen für den Stadtrat.

Die Unterführung an der Schnellstraße entstand zu DDR-Zeiten. Die Stadtplaner wollten im Zuge des Straßenbaus das Naherholungsgebiet an der Saale nicht komplett zerschneiden. Allerdings verzichteten sie auf eine fahrradfreundliche Rampe und bauten Treppenzugänge.

Eine Übersicht zu den bisher untersuchten Radwege-Varianten der Stadtverwaltung gibt es hier: https://vorhaben.jena.de/fm/2150/Fahrradquerung_CamsdorferBruecke_Broschuere.pdf Kennen Sie eine machbare Variante, die dort nicht steht? Dann schreiben Sie uns per Brief oder E-Mail: jena@otz.de