Jena. Das Naturdenkmal in Jena-Ost ist nach einem Ansturm spielender Kinder abgesperrt.

Auch vor dem Ersten Geologischen Lehrpfad von Jena macht die Corona-Krise offenbar nicht halt. So war es jetzt von Conrad Linde zu erfahren. Der Pädagoge und Hobbygeologe engagiert sich seit über 30 Jahren für die zwei geologischen Lehrpfade von Jena. Er verweist darauf, dass einige Bereiche der Geotopfläche „Gipsschlotten“ nun mit Flatterband und einer Hinweistafel gesperrt werden mussten. Aber schon in normalen Zeiten sollte man den über den Gipsfelsen befindlichen Hang nicht betreten, weil Unfallgefahr besteht, wie Linde betont.

Hang zum Rutschen genutzt und Steinhaufen auseinandergenommen

Naturschützer Linde hat in den vergangenen Tagen besorgniserregende Beobachtungen machen müssen. So sei nach Bekanntwerden der Sperrung der städtischen Spielplätze die Geotopfläche von Familien mit kleinen Kindern geradezu überrannt worden. „Die Kinder haben den Hang zum Rutschen genutzt und den Lesesteinhaufen, der dem Artenschutz dient, auseinandergenommen“, sagt Linde und verweist darauf, dass auch auf dem Geologischen Lehrpfad die Allgemeinverfügung gelte, wonach es verboten ist, sich dort mit Kindern in größeren Gruppen zu treffen und die schutzwürdigen Gipsfelsen als Ersatzspielplatz zu nutzen.

Nach dem Anbringen eines Hinweises „Der Hang und die Gipsschlotten sind kein Spielplatz“ könne nun nach Einschätzung von Linde festgestellt werden, dass sich die Familien erfreulicherweise an die Regeln halten und auf Naturplätze im Talgrund ausweichen wie etwa am Fuchsturmweg.

Die Ruhebänke am Ersten Geologischen Lehrpfad seien aber unter Einhaltung des entsprechenden Abstandes weiterhin nutzbar. Die „Gipsschlotten 2“ unterhalb der Otto-Wagner-Straße im neuen Hausbergviertel bleiben aber hingegen weiterhin vor allem auf Grund ihrer mangelhaften Zugänglichkeit gesperrt. Eine nähere Besichtigung werde in Zukunft dort auch nur bei Führungen möglich sein. Führungen auf allen geologischen Lehrpfaden von Jena werden, so Linde, aber erst einmal nicht mehr stattfinden, so lange die Corona-Einschränkungen gelten.

Der Erste Geologische Lehrpfad von Jena führt von Jena-Ost (Schillstraße) über die Wilhelmshöhe, am Nordhang des Hausberges entlang bis zu den Steinmalen hinter dem Fuchsturm. Der Weg wurde von einer Schülergruppe im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft „Junge Geologen“ im Jahre 1986 angelegt. Er ist mit einem blauen GL auf orangenem Quadrat als Wegemarkierung gekennzeichnet. Er zeigt die wichtigsten Gesteinsschichten der Trias um Jena. Man wandert sozusagen vom „Buntsandstein zum Muschelkalk“. Eine eindrucksvolle Sehenswürdigkeit auf dem Ersten Lehrpfad ist ein Aufschluss von Gipsschlotten. Das sind spaltenartige Auswaschungen von leicht wasserlöslichen Gipsfelsen als typische Karsterscheinung, unterhalb des nördlichen Endes der Kirchbergstraße.

Bekannt wurde das geologische Naturdenkmal erstmals 1908, als der Jenaer Pädagoge Karl Brauckmann auf dem darunterliegenden Gelände seine Sonderschule für schwerhörige Kinder errichten ließ.