Jena. Inzwischen haben mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger der Stadt den offenen Brief unterzeichnet. Die Stadt hat jetzt reagiert.

Inzwischen fordern mehr als 200 Jenaer Bürger in einem offenen Brief: Jena soll in Not geratenen Menschen helfen! Die Situation für geflüchtete Menschen in Griechenland ist nach Angaben der Initiatoren gerade während der Corona-Krise nach wie vor dramatisch. In Jena fordern deshalb immer mehr Menschen die Stadt auf, zusätzlich Schutzbedürftige aufzunehmen.

Bereits Anfang März entstand aus der Jenaer Zivilgesellschaft heraus ein Brief, in dem Politiker, Vertreter der Kirche, Hochschulprofessoren, Ärzte und Vertreter von Vereinen und verschiedenen Initiativen auf die humanitäre Not an der türkisch-griechischen Grenze sowie in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln reagierten. Sie fordern den Oberbürgermeister auf, die Stadt Jena soll sich bereit erklären, weitere Geflüchtete aufzunehmen.

„Bringen wir die Menschen in Sicherheit“

Erstunterzeichnerin Christine Schickert, Sprecherin der Jenaer Grünen, war 2018 selbst auf Lesbos 2018 und hat unter anderem die Kinderklinik von Ärzte ohne Grenzen am Lager Moria besucht. „Obwohl zu dieser Zeit kaum Geflüchtete auf den griechischen Inseln ankamen, war das Lager heillos überfüllt und die Zustände in jeder Hinsicht desaströs. Ich möchte mir eigentlich gar nicht ausmalen, wie es heute dort aussieht“, sagt sie. Schickert fordert deshalb: „Bringen wir die Menschen in Sicherheit und unterstützen wir Griechenland, denn wir haben Platz!”

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Das sehen immer mehr Jenaer genauso. Täglich kämen neue Unterschriften zum offenen Brief dazu. Mittlerweile seien es über 200 Unterzeichner. Darunter beispielsweise Umweltministerin Anja Siegesmund (Bündnisgrüne), Superintendent Sebastian Neuß, die Vorsitzende der Bürgerstiftung, Barbara Albrethsen-Keck, oder Professor Klaus Dörre.

„Wir sind uns der unzumutbaren Situation der Geflüchteten an der türkisch-griechischen Grenze durchaus bewusst und würden ohne die Corona-Krise auch Geflüchtete aufnehmen. Im Moment haben wir in Jena dafür aber keine Kapazitäten und könnten eine Betreuung aktuell nicht in der Weise gewährleisten, wie es notwendig wäre“, sagt Sozialdezernent Eberhard Hertzsch (ptl.) auf Anfrage unserer Redaktion.

Wegen der geltenden Allgemeinverfügung wäre es den Geflüchteten in einer ihnen völlig unbekannten Stadt verboten, sich zu treffen und auch die Ehrenamtlichen könnten sich nicht in Gruppen um diese Menschen kümmern. „Wir haben bereits mehrere Geflüchtete in Quarantäne und könnten es weiteren Geflüchteten nicht zumuten, nach Jena zu kommen, weil die Fallzahl der bestätigten Corona-Infizierten im Vergleich zu anderen Kommunen hier relativ hoch ist“, sagt der Dezernent und fügt an: „Nach der Krise können wir gern darüber reden, welche Kapazitäten wir zur Aufnahme weiterer Geflüchteter hier in Jena haben.“

Der offene Brief mit allen bisherigen Unterzeichnern ist hier veröffentlicht:

https://gruene-jena.de/aktuelles/aktuelles-detail/article/offener_brief_in_not_geratenen_menschen_jetzt_helfen/

Wer unterzeichnen möchte, meldet sich gerne unter offener.brief@gruene-jena.de