Jena. Kathrin Humbsch und Claudia Gies sagen, weshalb sie im Impfzentrum helfen.

Jena. Und wie steuert die Ärzteschaft auf die Corona-Impf-Kampagne zu? Kathrin Humbsch und Claudia Gies gehören zu den 130 Ärztinnen und Ärzten in Jena und im Saale-Holzland-Kreis, die in hiesigen Impfzentren mitarbeiten. Die beiden promovierten Allgemeinmedizinerinnen sind „in der komfortablen Lage, dass wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können“, sagt Kathrin Humbsch: Sie führen seit Oktober in angemieteten Räumen des neuen Demenzzentrums der Awo in Lobeda-Ost (Ebereschenstraße 11) eine Praxisgemeinschaft.

Gesunder Menschenverstand

Und so können sie an den Wochenendtagen und an dem wöchentlich je einen sprechstundenfreien Werktag abwechselnd eine Schicht im Impfzentrum bedienen. „Ich bin es gewöhnt, keine feste Arbeitszeit zu haben“, sagt Claudia Gies, die Rheinländerin, die seit 2008 in Jena lebt. Ihrer Familie habe sie gesagt: „Stellt euch mal drauf ein, dass ich am Wochenende zu tun habe.“ Für Claudia Gies als Ärztin ist die Hilfe beim Impfen derzeit „das Sinnhafteste, was man tun kann“. Kathrin Humbsch, gebürtige Sonnebergerin, arbeitet seit 2010 als niedergelassene Ärztin. Sie hatte bis zum vorigen Jahr ihre Praxis in der Ziegesarstraße, wo fortan – Zufall – eines der beiden Jenaer Impfzentren der Kassenärztlichen Vereinigung betrieben wird. „So eine Situation gab es doch noch nie“, sagt sie. Drum zähle der gesunde Menschenverstand. "Und diese Impfung ist nach dem Stand der Wissenschaft das Einzige, was man präventiv machen kann.“

Versteht sich. Die beiden Ärztinnen können gut referieren über den neuen mRNA-Impfstoff, der im Gegensatz zu herkömmlichen Impfstoffen selbst keine viralen Proteine enthält, sondern die Informationen, mit denen unsere Zellen ein Virusmerkmal produzieren, das die gewünschte Immunantwort gibt. Das sei „fast die geschicktere, die sauberere Herstellung“, ja, eine „sehr elegante Methode“, sagt Claudia Gies. Sie glaube nicht, dass diese Impfung nebenwirkungsträchtiger ist. Und so sind sich die beiden Ärztinnen auch rasch einig gewesen: Das Angebot, selbst sofort eine Impfung zu bekommen, wird genutzt.

Praxisalltag mit Corona? „Unsere Mädels telefonieren nur noch; sie gehen mutig mit dem Thema um“, sagt Kathrin Humbsch über das Team der drei Helferinnen. Entscheidend sei ein gutes System. Dazu gehöre, bei Symptomen keinen Eintritt zu gewähren und die Möglichkeit des Krankenscheins per telefonischer Diagnose auszuloten.

Licht am Ende des Tunnels

Und ja, gerade die Senioren täten sich schwer mit dem Drumherum um das Impfen. „Viele sind stolz, dazu einen Brief vom Oberbürgermeister bekommen zu haben. Aber all diese Dinge online erledigen, das können sie nicht“, sagt Claudia Gies. Da ist nach Kathrin Humbschs Worten „sehr viel beruhigende Arbeit“ vonnöten. Andererseits sieht Claudia Gies das Beispiel ihre Schwiegervaters: „Der sieht ein Licht am Ende des Tunnels; der freut sich.“

Einig sind sich beide Ärztinnen auch im Blick auf organisatorische Mängel der Impf-Kampagne. „Die Problematik ist so weit gestreut! Ein Richtig oder ein Falsch gibt es da gar nicht so richtig“, sagt Kathrin Humbsch. Claudia Gies: „Schuldige zu suchen, ist müßig.“

Ein Wort zu den Ärzten unter den Corona-Leugnern: Der Ehemann habe ihr da geholfen, der als Physiker besser trainiert sei auf Statistiken und Diagramme, sagt Claudia Gies. „Wir sind visuell getriggert; auch Mediziner verstehen nicht jede Grafik und Statistik richtig.“ Oft bleibe verdeckt, wie alles frisiert wurde, bis es passt. Mit solch kritischem Blick habe sie zwei Leugner-Videos angeschaut. „Da war ich geheilt.“