Jena/Gera. Gebürtige Brasilianerin hat in Thüringen eine zweite Heimat gefunden.

„Ich vermisse schon ein wenig den Strand mit dem warmen Wasser. Im Norden und an der Ostsee sind zwar auch Strände. Das Wasser ist aber so kalt. Wir haben bei uns in Brasilien auch viel Strand. Unser Wasser ist aber viel wärmer, viel angenehmer.“

Ab und an sehnt sich Jamile Argolo Kleffe schon nach ihrer südamerikanischen Heimat zurück. Sie ist aufgewachsen und groß geworden im Nordosten, in Salvador, der ersten Hauptstadt Brasiliens und heute die drittgrößte Stadt des Landes nach São Paulo und Rio de Janeiro.

Dass sie einmal in Deutschland leben, lieben und arbeiten würde, das hätte sie sich vor gut zehn Jahren nicht träumen lassen. Doch dann kam der Studenten-Austausch zwischen den Partneruniversitäten von Bahia und Jena für ein Jahr. Der Austausch startete am 1. Oktober 2009.

„Ich kannte Deutschland schon. Ich habe aber Deutschland mit anderen Städten in Verbindung gebracht. Die Stadt Jena war mir damals noch nicht so geläufig. Das Leben kann man sowieso nicht planen. Das geht seine eigenen Wege.“

Zehn Jahre später ist sie immer noch in Deutschland. Mittlerweile wohnt sie mit ihrem Mann in Gera. „Erst haben wir in Jena gewohnt, jetzt wohnen wir in Gera. Gera liegt einfach günstiger für seine Arbeit.“

Jamile Argolo Kleffe arbeitet seit 2013 in Jena an der Universität als Sprachen-Lehrerin für Portugiesisch.

Am Mittwochmorgen um 3.25 Uhr wurde sie zum zweiten Mal Mutter. Im Kreißsaal der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena brachte sie ihre zweite Tochter, Jennifer, zur Welt. Beide, Mutter und Tochter, sind wohlauf. Die erste Tochter Janaina, die auch im Jenaer Klinikum das Licht der Welt erblickte, ist schon fast zweieinhalb Jahre alt.

„Ich kannte das Haus schon von meiner ersten Geburt. Meine Frauenärztin, die mich betreut hat, ist in Jena. Wir kannten auch schon die Umgebung. Deshalb stand schnell fest, dass ich unser zweites Kind auch hier zur Welt bringen möchte. Die Schwestern und Ärzte auf der Station sind alle sehr nett. Ich wurde gut umsorgt. Ich habe mich hier wohl gefühlt“, sagte die junge Frau.

Mit der wichtigsten Nebensache der Welt, mit dem Fußball, hat sie nicht so viel am Hut, auch nicht als Brasilianerin. „Das war früher anders, als Brasilien noch erfolgreich war. Heute feiern die Leute nicht mehr so, wenn die Mannschaft spielt. Ich habe das Gefühl, dass vielen Leuten die Nationalmannschaft sogar ein wenig egal ist.“

Ihr Hobby ist das Tanzen. „Ich tanze sehr gern, vor allem Samba.“ Aktuell hat die Familie aber den Vorrang. „Ich bin jetzt zweifache Mutter, ich bin Ehefrau. Das geht vor. Da habe ich genug zu tun. Ich mache das gern.“

Alle zwei Jahre besucht sie Brasilien. Ihre beiden Brüder leben dort. Als größten Unterschied machte sie die Mentalität der Menschen aus. „Finanziell gibt es aber auch Unterschiede. Deutschland ist aber sozialer.“