Jena. 50 Jahre Abschied vom Eichplatz (10) – Freie Fläche nach Brand 1806.

Viel ist in den vergangenen Wochen über den alten Eichplatz und sein Ende durch die Sprengung vor 50 Jahren berichtet worden. Doch auch der alte Eichplatz existierte nicht schon ewig. Er entstand nämlich erst vor 213 Jahren, und zwar am heutigen 14. Oktober des Jahres 1806, als es bei Jena zu der denkwürdigen Schlacht der napoleonischen Armee gegen die verbündeten Preußen und Sachsen bei Jena kam.

Auf den Zusammenhang Eichplatz und Schlacht von 1806 machte jetzt Robert Heyne aufmerksam. Der langjährige Vorsitzende der Interessengemeinschaft Jena 1806, die sich seit vielen Jahren für die Bewahrung des Andenkens an diese Schlacht und ihre Folgen einsetzt, besitzt ein interessantes Gemälde in seiner Heimatstube in Neuengönna. Es zeigt ein dramatisches Geschehen, nämlich den Brand mehrerer Häuser. Gut zu erkennen ist die Johannisstraße und das Johannistor im Hintergrund. Links die Häuserfront steht in Flammen. Dargestellt ist der Großbrand, der nach der Schlacht in der Jenaer Innenstadt ausgebrochen war.

Das nach Vermutungen von Robert Heyne vom berühmten Schlachtenmaler Peter von Hess 1808 gemalte Gemälde zeigt, wie Menschen versuchen, die Gebäude neben den brennenden Häusern zu retten. Entstanden ist das Großfeuer nicht etwa, weil Napoleon das Jenaer Stadtgebiet unter Kanonenbeschuss genommen habe, sagt Hobbyhistoriker Heyne. Das sei eine Legende. „Vielmehr ist es so gewesen, dass die Stadt nach der Schlacht unter der Plünderung und Einquartierung französischen Truppen zu leiden hatte. Erst durch Vermittlung des katholischen Pfarres Gabriel Henry am 15. Oktober bei Napoleon im damaligen Jenaer Schloss wurden die Plünderungen eingestellt und sogar unter strengster Strafe verboten.“

Feuer vernichtet 18 Häuser in der Stadt

Durch das vorherrschende Chaos und Unachtsamkeiten sei das Feuer ausgebrochen und konnte sich weitgehend ungehindert ausbreiten, sagt Heyne. 18 Häuser seien damals völlig abgebrannt. Andere Quellen berichten von 22 Häusern. Vieles habe in jenen Tagen, vor allem vom 13. und 15. Oktober 1806, in der Stadt nicht mehr richtig funktioniert. So sei es vermutlich auch nicht zu schnellen Löscharbeiten gekommen.

Die Wirren jener Zeit haben auch nicht wieder zu Aufbauarbeiten geführt. Später wurde das Brandfeld beräumt und frei gelassen. Der auf diese Weise entstandene Platz mitten in der Stadt wurde von der 1815 in Jena gegründeten Burschenschaft für ein Friedensfest im Jahr 1816 genutzt. Weil die Burschenschafter für dieses Friedensfest mitten auf jener Brandfläche eine Friedenseiche pflanzten, entstand der Name Eichplatz.

Die Eiche hatten die Studenten laut Überlieferungen aus dem Rautal geholt, wo noch zwei Jahre zuvor die französischen Truppen zum Schlachtfeld hochgezogen waren. Allerdings, so berichten die Quellen, sei diese Eiche schlecht gewachsen. So wurde eine neue Eiche gesetzt. Die aber hackten Corpsstudenten 1825 eines Nachts einfach ab. Die dritte Eiche hatte schließlich ein längeres Leben. Erst die Fällung 1968 als eine der Vorarbeiten für die Sprengung der Innenstadt machte ihr endgültig den Gar­aus. Das riesige Wurzelwerk habe man übrigens später bei den Bauarbeiten für die Neue Mitte gefunden, erzählt Heyne.

Die Eiche erhielt 1883 noch Gesellschaft durch die Aufstellung des Burschenschaftsdenkmals, das von Adolf Donndorf geschaffen wurde, von dem übrigens auch das Reiterdenkmal von Carl August in Weimar stammt. 1947 verschwand das Denkmal vom Eichplatz und wurde Jahre später wieder vorm Universitätshauptgebäude aufgestellt, wo es noch heute steht – wenn auch nach schweren Beschädigungen nur verhüllt.

Der alte Eichplatz bestand also von 1806 bis zum Abriss 1968, als er gemeinsam mit Leutrastraße, Rinne, Kollegiengasse und Brüdergasse beseitigt wurde. Auch für Robert Heyne war das ein schlimmer Verlust für Jena, gerade wegen der so bedeutsamen Verbindung mit der Schlacht bei Jena von 1806.