Jena. Oberbürgermeister kritisiert via Facebook Mahnwache nach tödlichem Fahrradunfall in Jena.

Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) hat die am Montagabend an der Ringwiese abgehaltene Mahnwache der lokalen Vertreter der Interessenverbände Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) kritisiert. Nitzsche empfahl den Protagonisten in einem Eintrag auf Facebook „Mäßigung und eine besonnene Wahl der Worte und Gesten im öffentlichen Raum“.

Anlass für die Mahnwache war der tragische Tod einer 28 Jahre alten Radfahrerin, die von einer Straßenbahn an einem Übergang an der Ringwiese von einer Straßenbahn erfasst worden war.

„Wir erleben gerade zum wiederholten Male, wie nach einem zutiefst tragischen Verkehrsunfall die Trauer um und das Mitgefühl für die Opfer und Betroffenen des Unfalls dadurch in ein zweifelhaftes Licht geraten, dass der Unfall zeitlich unmittelbar als Vehikel für verkehrspolitische Forderungen herhalten soll“, schreibt Nitzsche. Solange die abschließende Einschätzung der Polizei zum Unfallhergang nicht vorliegt, verbiete sich jedwede öffentliche Spekulation um die Schuldfrage. Zudem werde mit dem Begriff „Mahnwache“ die Schuld öffentlich einem der Unfallbeteiligten zugewiesen, schreibt der OB weiter. „Trauern wäre angemessen, mahnen hingegen suggeriert immer Schuld.“

„Aber wie schon beim tödlichen Unfall am Lutherplatz vor wenigen Wochen, hätte es meines Erachtens die Pietät geboten, sich in der Öffentlichkeit mit Wertungen erst einmal zurückzuhalten, um für eine angemessene Zeit allein der Trauer um die Opfer Raum zu geben. Auch meine Gedanken waren und sind zuallererst mitfühlend bei der verunglückten jungen Frau und ihren Angehörigen, sowie ebenso beim Fahrer der Straßenbahn und seiner Familie“, schreibt das Stadtoberhaupt.

Nitzsche erhielt für den Post im Netz gestern Nachmittag innerhalb weniger Stunden viele Likes und zustimmende Kommentare.