Eisenberg/Röttelmisch. Markus Gleichmann und Steffen Much treten im Saale-Holzland-Kreis als Direktkandidaten der Linken zur Landtagswahl 2019 an. Wir stellen die beiden Herren und ihre Ziele vor.

Markus Gleichmann und Steffen Much setzen auf den langen Atem. Privat auf sportlichem Gebiet als Marathon-Läufer, Much erst jüngst beim Marathon in Halle. Politisch ebenso. Gleichmann tritt im Saale-Holzland-Kreis im Wahlkreis 35 zum wiederholten Mal als Direktkandidat zur Landtagswahl in Thüringen an. Für den Direktkandidaten Much im Wahlkreis 36 ist der Wahlkampf auf dieser politischen Ebene Neuland.

Bodenständig sind beide: Gleichmann ist in Röttelmisch zu Hause, Much bezeichnet sich als einen eingeborener Eisenberger. Aber: „Wenn wir was für den Landkreis bewegen wollen, dann wird es Zeit für Veränderung. Wenn die Interessen der Menschen aus dem Saale-Holzland in Erfurt vertreten werden sollen, dann müssen wir als Vertreter des Landkreises in Erfurt präsent sein“, sagen beide. „Der Saale-Holzland-Kreis hat Potenziale“, erklärt Much noch dazu. Aber um sich auf Landesebene behaupten zu können, brauche der Landkreis eine starke Stimme in Erfurt. Die wollen sie ihm unbedingt geben.

„Wir möchten für alle Menschen hier da sein“, erläutert Gleichmann. „Es gibt viele Initiativen, die hier vor Ort gemacht werden und die wir auf Landesebene unterstützen möchten.“ Am meisten bewegt den Kandidaten aus Röttelmisch konkret „alles, was mit Bildung zu tun hat“. Sein Ziel: Das 400-Millionen-Euro-Programm des Landes für die Schulsanierung solle fortgesetzt werden. „Der dringende Bedarf an Zuschüssen für die Schulsanierung ist auch im Saale-Holzland-Kreis vorhanden“, stellt Gleichmann fest. Er erinnert daran, dass es ein solches Förderprogramm für die Schulen vor der rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen nicht gegeben habe. Und er erinnert daran, dass in der zu Ende gehenden Legislatur der jetzigen Landesregierung 3500 Lehrerstellen geschaffen wurden, auch um ausscheidende Lehrer ersetzen zu können. In den vergangenen Monaten habe es auch unterjährige Einstellungen an Schulen gegeben. „Wichtig dabei ist, dass alle Hürden abgebaut werden“, sagt Gleichmann. Dazu gehöre auch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse. „Das Kompetenzwirrwarr muss aufgelöst werden“, fordert Gleichmann. „Es muss Druck vor Ort gemacht werden, das Schulamt Ostthüringen ist nicht das schnellste“, konstatiert Gleichmann.

Den Mittelstand zu fördern, hat sich Steffen Much zum Wahlziel gemacht. „Für einen Linken eher selten“, räumt er ein und erklärt: „Das rührt aus meiner Biografie her.“ Durch Unregelmäßigkeiten bei kommunalen Auftragsvergaben sei der gelernte Schmiedemeister vor etlichen Jahren zu den Linken und in die Politik gekommen. „Der Mittelstand prägt die Wirtschaft in unserem Landkreis“, weiß Much. Aus seiner Wahlkampftour durch den Norden des Kreises weiß er auch, dass viele Handwerker angesprochen werden wollen.

„Der Mittelstand braucht Programme, die wirklich fördern, vor allem wegen der demografischen Entwicklung“, hat Much festgestellt. Die Förderung des Mittelstandes müsse entbürokratisiert werden, der erste richtige Weg dahin sei das neue Vergabegesetz. Die Orientierung bei öffentlichen Auftragsvergaben am Vergabelohn müsse ausgebaut werden, sagt Much. Das bedeute letztlich auch höhere Steuereinnahmen und zufriedenere Menschen. Der gelernte Schmiedemeister setzt sich zudem für eine kostenlose Meisterausbildung ein, um den Mittelstand und das Handwerk zu fördern. Generell fordert der Eisenberger kostenlose Bildung „von der Betreuung in der Kita bis zu einem qualifizierten Berufsabschluss“.

Ein wichtiges Ziel für die Linken Gleichmann und Much ist der Klimaschutz. Für Thüringen und insbesondere das Saale-Holzland haben sie dabei sehr konkrete Vorstellungen, etwa in puncto Mobilität. „Das Azubi-Ticket-Programm, das als Pilotprojekt eingeführt worden ist, muss dauerhaft fortgesetzt werden“, sagt Much.

Gleichmann erklärt: „Wenn wir den ländlichen Raum entwickeln wollen, brauchen wir im öffentlichen Personennahverkehr einen vernünftigen Ausbau des Streckennetzes.“ Dafür müssten alle Zuständigen an einen Tisch. Denn es gehe nicht nur um mehr große Busse über Land. „Wir brauchen auch andere Formen der Mobilität“, meint er. Beispiele wie der Bürgerbus in Stadtroda sollten, wo möglich, nachgenutzt werden. Auch über Rufbusse müsse neu nachgedacht werden. Vor allem über alternative Energien für den Antrieb von Bussen müsse geredet werden, etwa mit Wasserstoff. Der können in Thüringen bei der Mobilität der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Aber für all das brauche es Förderprogramme, mit deren Hilfe die Mobilität erneuert und ausgebaut werden kann.

Das jetzige Ziel, dass Thüringen bis zum Jahr 2040 zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umsteigt, hält Gleichmann für realistisch, der Saale-Holzland-Kreis liege da schon nah dran. Für die Verwirklichung des Ziels brauche es einen Energiemix, bei dem die bei vielen umstrittene Windkraft eine große Rolle spiele. „Ich bin auch skeptisch, ob man Windräder in den Wald stellen muss“, sagt Gleichmann. Zugleich verweist er auf die landesweite Festlegung, dass ein Prozent der Fläche der Erzeugung von Windenergie vorbehalten sein soll. Doch ausgewiesen seien die Flächen in der Region von der Regionalen Planungsgemeinschaft Ostthüringen. „Die ist CDU-geführt und ihr gehören auch Vertreter aus dem Landkreis mit CDU-Parteibuch an“, weist Gleichmann eine Schuld von Rot-Rot-Grün an der Regionalplanung von sich.

Wichtig sei beim Bau von Windrädern, dass Abstandsregelungen eingehalten werden, so Gleichmann. Wenn der Abstand wie schon in Bayern das Zehnfache von der Windradhöhe betragen solle, dann bleibe oft nur der Wald als Standort. Auch für die großen Stromverbraucher sei eine Lösung notwendig. „Die kann regenerativ sein und muss entwickelt werden und es braucht Speichertechnologien“, sagt Gleichmann. Auf dem Dorf sei es einfacher, umweltbewusst zu leben mit Solar auf dem Dach, meint Gleichmann und sagt: „Mein nächstes Auto wird ein Hybrid sein.“

„Um die Akzeptanz für den Klimaschutz zu erhöhen, brauchen wir mehr Bürgerbeteiligung“, stellt Much fest. Bestes Beispiel sei das Bioenergiedorf Schlöben. „Wenn die Bürger an den Einnahmen aus erneuerbarer Energie partizipieren können, werden sie diese stärker akzeptieren.“ Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Anreize für den Eigenbedarf müssten geschaffen werden. Aber es brauche noch viel Überzeugungsarbeit bei den Menschen.

Beim Thema Gebietsreform setzen die Linken aus dem Landkreis auf Freiwilligkeit auf Gemeinebene mit Förderung, der sogenannten Hochzeitsprämie. Regional setzen sie auf die interkommunale Zusammenarbeit mit dem Oberzentrum Jena.

Für die Wahl am Sonntag hoffen die Linken auf die Stimmen der Wähler. Dabei setzen sie auch auf einen „Bodo-Bonus“. Schließlich liegt ihr Spitzenkandidat Bodo Ramelow in der Gunst der Thüringer weit vorn. „Wenn es wieder 30 Prozent für mich werden wie beim letzten Mal, könnte es diesmal für mich klappen“, hofft Gleichmann.