Jena. Die 17-Jährige, die aus Neustadt/Orla kommt und seit 2014 an der Eliteschule des Sports in Jena lernt und trainiert, weiß um ihre vorzügliche Ausgangsposition.

Mit der viertschnellsten Zeit fährt Luise Herdegen (17) vom Leichtathletik-Club Jena zu den deutschen U-20-Meisterschaften nach Ulm (26. bis 28. Juli). In Arnstadt bei den Landesmeisterschaften lief sie mit 62,93 Sekunden nicht nur persönliche Bestzeit. Sie katapultierte sich mit diesem Lauf und mit dieser Zeit in den erweiterten Kreis der Medaillenkandidaten über die 400 Meter Hürden. Die Drittschnellste ihres Jahrgangs steht bei 62,10 s.

Die 17-Jährige, die aus Neustadt/Orla kommt und seit 2014 an der Eliteschule des Sports in Jena lernt und trainiert, weiß um ihre vorzügliche Ausgangsposition. „Ich freue mich, dass ich dabei sein kann. Ich weiß aber auch, dass die Zeit von Arnstadt nur eine Momentaufnahme ist. Bei den Meisterschaften beginnen aber alle wieder bei null. Da zählt keine Vorlaufleistung. Meisterschaften laufen sowieso anders. Da geht es nicht um Bestzeiten, da geht es um den Titel.“

Die junge Frau kennt diese besondere Atmosphäre bei nationalen Titelkämpfen. 2018 reiste sie zu den deutschen U-18-Meisterschaften nach Rostock. Sie startete dort über die 100 und die 400 Meter Hürden. Nach den Vorläufen war für sie jeweils Schluss. „Ich wollte einfach zu viel. Das liegt ein wenig an meinem Naturell. Ich bin sehr ehrgeizig. Manchmal schlägt das um, und dann verkrampfe ich. Ich darf mir nicht so viele Gedanken machen vor dem Lauf. Wenn mir das in Ulm gelingt, kann ich in den Bereich meiner Bestzeit laufen.“

In Ulm könnte sie wieder über beide Hürden-Strecken laufen. Auch über die 100 Meter Hürden erfüllte sie mit ihrer in Zeulenroda-Triebes gelaufenen Zeit von 14,46 s die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. In Absprache mit ihrem Heimtrainer Rico May konzentriert sich die Ostthüringerin aber nur auf die lange Hürdenstrecke. Der Grund ist kein Geheimnis: „Wir rechnen uns da einfach größere Chancen aus.“

Dass sie in ihrem fünften Jahr unter leistungssportlichen Bedingungen als Hürdenläuferin glänzt, war damals nicht absehbar, als sie durch ihre Leistungen in ihrem Heimatvereins TSV 1887 Germania Neustadt auffiel. „In der ersten Zeit in Jena habe ich mich im Mehrkampf versucht. Doch das Speerwerfen und der Hochsprung waren nicht mein Ding. Vor drei Jahren hatte ich mich auf Anraten meiner damaligen Trainerin, Frau Gürbig, über die 300 Meter Hürden probiert. Ich hatte offenbar keine schlechte Figur gemacht.“

Luise Herdegen ist zu 100 Prozent Leichtathletin. Sie weiß aber auch, wohin es sie nach ihrem Abitur im Jahr 2021 beruflich verschlagen wird. Sie will Lehrerin werden. Vor drei Jahren absolvierte sie in einer Grundschule in Jena ein mehrwöchiges Praktikum. „Danach war klar, das ist genau mein Ding. Ich werde Lehrerin im Grundschulbereich.“