Jördis Bachmann über weibliche Resonanz auf Zimmermänner.
Morgens halb acht in der Friedrich-Wolf-Straße: Ist das ein Presslufthammer? Von Waldspaziergängen kennt man die Schlagfrequenz. Ein Specht – aber die Lautstärke? Das schafft doch kein 80 Gramm schweres Vögelchen. An einem Wohnblock hing der Buntspecht und bearbeitete den Putz. Offensichtlich bietet der Mehrgeschosser einen perfekten Resonanzkörper. Am Montag beginnt offiziell der Frühling – da wird gebalzt wie blöde. Herr Specht freut sich über den Resonanzkörper und wartet auf weibliche Resonanz. Die Bewohner des Blocks dürften sich weniger über den lautstarken Frühlingsboten freuen. Der Specht darf in der Vogelwelt zwar als Langschläfer gelten, gegen 4 Uhr macht er sich aber auch aus den Federn. Keine gute Zeit, um im Wohngebiet lautstark Fortpflanzungswillen zu bekunden.
Unser Leser Hans-Jürgen Kaiser sendete uns ein Foto von den Spuren eines anderen tierischen Zimmermanns: In der Saaleaue in Jena-Göschwitz fotografierte er die Fraßspuren eines Bibers. Auch für sie ist Paarungszeit. Doch nach den Spuren auf dem Foto scheint hier jemand bereits ein Zuhause zu bauen. Im Stadtgebiet haben sich entlang der Saale mehrere Familien der geschützten Nager angesiedelt. Wer draußen den Frühling begrüßt, kann ja ihre Spuren suchen – und wer keine Lust auf Natur hat, kann am Samstag über den Trödelmarkt schlendern. Auch hier sind Spuren tierischer Zimmermänner zu finden: Holzwurmlöcher. Wer Glück hat, wurde vom Specht geweckt – auf dem Markt fängt ja meist der frühe Vogel den Floh.