Jena. Die Bewältigung der Corona-Krise hat Priorität für die neue Chefin der Jenaer Agentur für Arbeit: Irena Michel am Fenster ihres Büros.

Das Wetter am ersten Jenaer Arbeitstag von Irena Michel passte zur Situation auf dem Arbeitsmarkt. Es regnete in Strömen, wie man auch wegen der Folgen der Corona-Pandemie von einer starken Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt sprechen muss. Die Anzeigen auf Kurzarbeit explodierten förmlich, und auch die Arbeitslosmeldungen stiegen im April deutlich.

Irena Michel hat am Montag den Vorsitz der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Jena übernommen. Der Wechsel der Führungskräfte ist Alltag bei ihrem Arbeitgeber. Ihr Vorgänger, Holger Bock, wechselte nach drei Jahren in Jena nach Erfurt, eine Erfurterin kommt nach Jena. Zuletzt war sie als „Geschäftsführerin Operativ“ in der Agentur für Arbeit Erfurt Vize-Chefin.

Ihre berufliche Laufbahn startete sie 1992 mit dem Studium als Verwaltungsinspektorin bei der Bundesagentur für Arbeit. Im Anschluss arbeitete sie im Bereich Arbeitsvermittlung und Arbeitsberatung und war seit 2006 in verschiedenen Führungspositionen tätig, dabei auch als Geschäftsführerin der Jobcenter Weimar und Ilm-Kreis. Sie lernte Oberbürgermeister und Landräte in den jeweiligen Gebietskörperschaften kennen. Sie erlebte Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und die Jahre des Fachkräftemangels.

Zur Begrüßung gab’s eine Jena-Tasse und Studentenfutter

Nach Jena kam Irena Michael am Montag mit der Eisenbahn. Zwei Umzugskisten standen in ihrem Büro, und nicht nur dies: Eine flauschige Jena-Tasse aus Kahlaer Porzellan fand sie als Begrüßungsgeschenk auf dem Schreibtisch, dazu ein kleinere Einheit Studentenfutter – Jena ist schließlich Universitätsstadt. Die erste Teambesprechung drehte sich um zwei Themen: Wie ist die Jenaer Agentur in der Krise aufgestellt? Und wie klappt die Kommunikation mit den Kunden, während die Türen zur Agentur ja nach wie vor verschlossen sind? 103 Mitarbeiter hat die von ihr geleitete Behörde.

Ein kompletter Neuanfang ist der Wechsel nach Jena für die Erfurterin nicht. Einige der Kollegen kennt sie bereits aus ihrer vormaligen Arbeit. Und auch Jena selbst ist ihr über die berufliche Tätigkeit ihres Mannes wohlvertraut. „Jena ist als innovativer Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort weit über die Landesgrenzen bekannt. Darüber hinaus bietet der Agenturbezirk eine vielfältige Unternehmensstruktur, die auch außerhalb der Tore Jenas für Wirtschaftskraft und Beschäftigung sorgt“, sagt sie. Die Struktur sei etwas anders als in Erfurt. Die Arbeitslosenquote stieg in Jena zuletzt weniger stark als in Erfurt.

Ziel ist die pünktliche Auszahlung aller Geldleistungen

„Priorität wird derzeit für mich die Bewältigung der Corona-Krise haben“, sagt Michel. Haupthilfe sei hier die Gewährung von Kurzarbeitergeld und Lohnersatzleistungen. Die Arbeitsagentur werde alles daransetzen, die Geldleistungen pünktlich auszuzahlen. Ferner richtet sie den Blick auf die Zeit nach der Pandemie; sie wolle Arbeitsuchende und Firmen zusammenzubringen. Besonders am Herzen liege ihr der Lehrstellenmarkt. Gesellenprüfungen stünden an, und im neuen Ausbildungsjahr sollten Betriebe in ihrem Engagement bei der dualen Ausbildung nicht nachlassen. Es gebe zahlreiche Hilfen, um unter den jetzigen Bedingungen als Ausbildungsbetrieb zu arbeiten. Wie überhaupt berufliche Bildung jetzt ein wichtiges Thema sei.

Irena Michel ist zuversichtlich, dass die Krise auf dem Arbeitsmarkt überwunden wird. Apropos wirtschaftliche Eintrübung: Bei einem Ausflug mit Ehemann am Wochenende sah die Agenturchefin, dass es in Jena sehr wohl sonnige Tage gibt.

Zur Sache:

Quote: 3162 Frauen und Männer waren im April 2020 in der Stadt Jena arbeitslos. Das sind 360 mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber März um 0,6 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent, im Vorjahr betrug sie 5,2 Prozent.

Corona: Nahezu alle Wirtschaftsbereiche sind in der Region betroffen. Die höchsten Zugänge in Arbeitslosigkeit kamen aus der Arbeitnehmerüberlassung, dem Gastgewerbe und dem Handel.

Kurzarbeit: Im März zeigten 612 Jenaer Unternehmen Kurzarbeit für 7601 Personen an, im April 487 Unternehmen für 5918 Personen.