Jena/Lindau. Der frühere OB von Jena sieht sich abermals mit einem Antisemitismus-Vorwurf konfrontiert. Der Prozess vor dem Arbeitsgericht endet mit einem Vergleich.

Die Stiftung „Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft“ mit Sitz in Lindau am Bodensee hat sich von ihrem Geschäftsführer Albrecht Schröter getrennt: Dies geschah bereits im Oktober des vergangenen Jahres, wurde aber jetzt durch einen Online-Beitrag der „Jerusalem Post“ öffentlich gemacht. Schröter habe mit seinen Äußerungen in der Vergangenheit die Neutralitätspflicht verletzt. Sie liefen dem Sinn und Zweck der Stiftung und dem Ziel des Projekts zuwider, sagt der Geschäftsführer der Stiftung, Ulrich Schneider, auf Anfrage unserer Zeitung.

Schon in seiner Zeit als Jenaer SPD-Oberbürgermeister stand Schröter mehrfach in der Kritik wegen seiner Haltung zu Israel: Sie transportiere antisemitische Ressentiments, lautete ein Vorwurf. „Herr Dr. Schröter sollte als Geschäftsführer der Stiftung die organisatorischen Aufgaben zur Vorbereitung und Durchführung der Weltkonferenz verantworten. Bereits kurz nach seinem Arbeitsbeginn wurde deutlich, dass es zwischen Herrn Dr. Schröter und dem Stiftungsvorstand Differenzen zu unterschiedlichen Fragen gab. Aus diesem Grund wurde – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des ambitionierten zeitlichen Ablaufs bis zur Tagung – das Arbeitsverhältnis mit Herrn Dr. Schröter beendet“, sagt Schneider.

Schröter hat gegen die Kündigung geklagt. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht im bayerischen Kempten endete mit einem Vergleich. Danach hält die Stiftung die erhobenen Vorwürfe, die zur Kündigung führten, nicht mehr aufrecht.

In einem mittlerweile gelöschten Beitrag für ein Online-Portal schreibt Schröter: „Wie ungeheuerlich dieser Vorgang insgesamt ist, muss ich nicht betonen. Ich dachte nach meinem Einsatz für die Friedliche Revolution und die deutsche Einheit, dass ich in einem Land angekommen bin, in dem es keine Kündigungen aus politischen Gründen gibt.“ Der als Gastbeitrag gekennzeichnete Artikel trägt die Überschrift: „Wie kann der Einfluss der Israellobby gestoppt werden?“

Albrecht Schröter selbst war am Mittwoch frustriert und genervt von den Vorwürfen, die ihn seit Jahren begleiten. Details wollte er auf Anfrage unserer Zeitung nicht mehr nennen. Er sagte aber, dass ein privater Brief ohne sein Wissen als Gastbeitrag mit einer unsäglichen, nicht von ihm stammenden Überschrift auf dem Portal aufgetaucht sei. Er habe darauf gedrängt, den Beitrag zu löschen.

Schröter trat die Stelle als Geschäftsführer der Stiftung erst am 1. Oktober 2018 an. Die Stiftung war 2018 gegründet worden, um die im August stattfindende 10. Weltkonferenz von „Religions for Peace“ in Lindau als Träger auszurichten.