Wenn eine Gemeinde keine Feuerwehr hat, kann das teuer werden. Denn wenn ein Brand gelöscht werden muss und dafür erst Kameraden aus anderen Orten heranfahren müssen, geht wertvolle Zeit verloren. Wenn eine Gemeinde eine Feuerwehr hat, kann das aber auch teuer werden.
Nicht jede Gemeinde hat noch eine eigene Feuerwehr
Denn damit die Feuerwehrmänner und -frauen für ihre Einsätze gut gerüstet sind, brauchen sie Fahrzeuge, Technik und Schutzkleidung. Dafür muss die Gemeinde sorgen, denn Brandschutz ist eine Pflichtaufgabe. Doch diese Aufgabe will finanziert sein. Immer mehr Gemeinden fällt das aber immer schwerer. Zimmern etwa, dessen Feuerwehr nicht nur für die Sicherheit der eigenen rund 200 Einwohner zuständig ist, sondern auch für die Bewohner von Hainichen und Stiebritz.
Beide Dörfer haben keine eigene Wehr mehr. Die 27 Kameraden um Wehrleiter Carsten Bornschein haben deshalb die Verantwortung in Sachen Brandschutz für die Nachbargemeinden mit übernommen. Dafür braucht die Wehr schon länger ein neues Feuerwehr-Fahrzeug. Geliefert werden soll es jetzt bald. Geplant ist seine technische Abnahme in der ersten Dezember-Woche in der Landesfeuerwehrschule in Bad Köstritz. Erst wenn die dortigen Fachleute das Auto, das eine Spezialfirma nach den Wünschen und Anforderungen der Zimmerschen Kameraden aufgebaut und ausgerüstet haben, ihr Okay geben, dürfen die Feuerwehrleute auch mit ihrem neuen Auto zu Bränden und Hilfeleistungen ausrücken, war von Carl Krumbholz, der als Chef der VG Dornburg-Camburg für Ausschreibungs- und Bieterverfahren zuständig ist, zu erfahren. Für die Neuanschaffung müssen rund 125.000 Euro berappt werden. Nur ein Teil davon, nämlich 44.000 Euro, steuert das Land an Fördermitteln zu. Den Rest muss die Gemeinde aufbringen. Dabei ist Zimmern noch ganz gut dran, denn die Finanzen des Ortes sind so schlecht nicht. „Wir haben über die Jahre gut gespart und Rücklagen gebildet“, sagt Bürgermeisterin Marion Claus. Doch die schrumpfen nun kräftig, wenn das neue Feuerwehrauto bezahlt ist.
Oft zu wenige Angebotefür ein neues Fahrzeug
Auch die Gemeinde Golmsdorf braucht dringend ein neues Feuerwehrauto. Ein MLF, ein Mittleres Löschfahrzeug, soll hier angeschafft werden. Dessen Preis liegt geschätzt noch höher, bei rund 200.000 Euro. Fördermittel sind dort 60.000 Euro zu erwarten, die Summe, die die Gemeinde stemmen muss, ist dennoch erheblich. Zumal derzeit noch niemand genau weiß, wie teuer das neue Feuerwehrauto wirklich wird. „Wir haben die erste Ausschreibung, die getrennt nach Fahrgestell und Fahrzeugaufbau erfolgte, aufheben müssen“, erklärte Krumbholz. Es habe drei Angebote gegeben, allerdings jeweils nur für Fahrzeugaufbauten, keine für ein Fahrgestell. Ein Feuerwehrauto, das nicht fahren kann, nutzt aber niemandem. Beim zweiten Mal wurde das Fahrzeug komplett ausgeschrieben. „Wir werden sehen, wie viele Angebote unterbreitet werden, und ob die angebotenen Preise von der Gemeinde bezahlbar sind“, sagte Krumbholz. Es wäre nicht das erste Mal, dass Preisangebote die Möglichkeiten der Gemeinden übersteigen. Nach Auskunft von Steve Ringmayer, Chef des Feuerwehrkreisverbandes Saale-Holzland, gibt es bei Feuerwehrfahrzeugen in den letzten Jahren eine extreme Kostensteigerung. „Wenn man für eine Drehleiter früher 500.000 D-Mark bezahlt hat, dann muss man dafür heute bestimmt 750.000 Euro aufbringen“, erklärt Ringmayer.
Ein Grund sei, dass es vielen Städten, besonders in Westdeutschland, finanziell gut geht, so dass sie gern und viel in neue Feuerwehrtechnik investieren. Die Auftragsbücher der Lieferanten sind entsprechend gut gefüllt, Wartezeiten lang und die Preise hoch.
Feuerwehrautos aus zweiter Hand werden nicht gefördert
Da Feuerwehrleute an sich sehr einfallsreich sein müssen, sind sie das natürlich auch bei der Beschaffung von Technik: In Foren, auf Online-Marktplätzen und über Beziehungen suchen sie nach gebrauchter Technik. Doch es gehört viel Glück dazu, ein gutes gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug zu finden – und zu bekommen.
Den Kameraden um Robert Dechant in Frauenprießnitz ist das zuletzt vor zwei Jahren gelungen. Für ihr Auto aus zweiter Hand inklusiver einiger Anpassungen haben die Frauenprießnitzer 160.000 Euro bezahlt – weniger als die Hälfte als für einen Neuwagen. Allerdings mussten sie den Preis komplett selbst übernehmen, denn das Land Thüringen fördert nur die Anschaffung von neuen Fahrzeugen. „Darüber sollte in Erfurt dringend noch einmal nachgedacht werden“, sind sich Carl Krumbholz und Steve Ringmayer einig.
„Auch wäre eine zentrale Beschaffung von Feuerwehrtechnik und eine zentrale Kleiderkammer im Freistaat wünschenswert“, ergänzt Ringmayer. Gemeindeverwaltungen und ehrenamtliche Feuerwehrleute seien zum Beispiel mit den sehr komplizierten Leistungsbeschreibungen für Fahrzeuge oft total überfordert. Musterleistungsbeschreibungen vom Land wären hier eine gute Sache, die zentrale Bestellung mehrerer Feuerwehrautos würde zudem Einsparungseffekte bringen, ist er überzeugt.