Jena. Das Blinkerdenkmal auf Jenas Landgrafen ist beschmiert worden. Die so genannte FDJ hat sich dazu bekannt. Die Stadt will Strafanzeige erstatten.

Für Aufsehen, aber vor allem Ärger hatte die so genannte FDJ (Freie Deutsche Jugend) aus Berlin in Jena jüngst gesorgt, indem sie einige Straßenschilder mit anderen Namen beklebt hatte (wir berichteten). Nun haben die FDJler noch eins drauf gesetzt, indem sie offenbar in einer Nacht- und Nebelaktion das Blinkerdenkmal auf dem Landgrafen mit Schriftzügen beschmierten. In Rot ist zu lesen: „Gegen den deutschen Krieg“ und darunter in Blau „30 Jahre sind genug!“

Das Blinkerdenkmal in den 1920er Jahren
Das Blinkerdenkmal in den 1920er Jahren © Archiv

Mit Unverständnis quittierten gestern ein Vater und seine Tochter, die beide von der Landgrafen-Gaststätte mal schnell den Sprung auf die Anhöhe des Denkmals unternommen hatten, die Schmiererei. „Was soll das? Was wollen die Schmierfinken damit? Das ist doch blöd“. Hoffentlich wird das bald weggemacht, forderten die beiden. Das sieht auch unsere Leser Axel Mahlmann so, der uns schrieb, dass dies doch Sachbeschädigung von fremdem Eigentum sei. Und er führt seine Gedankenkette weiter, dass dies extremistische Umtriebe seien, deren Spur bis zu den Autobränden und angezündeten Mülltonnen reichen, die es nach der Thüringer Ministerpräsidentenwahl gegeben habe. Die Stadt sollte Strafanzeige stellen.

Das will die Stadt auch tun, bestätigt Jenas Ordnungsdezernent Benjamin Koppe (CDU). „Diese Art Aktionismus ist sinnlos und einfach nur ärgerlich. Wer politische Diskussionen anregen möchte, kann das Recht der freien Meinungsäußerung nutzen – Beschmutzung und Beschädigung gehören definitiv nicht dazu.“ Der Kommunalservice soll auch so bald wie möglich die Verunreinigung am Denkmal beseitigen. Jenas Pressesprecher Kristian Philler fügte hinzu, dass Jenakultur als Eigentümer des Denkmals Anzeige gegen Unbekannt stellen werde.

Das im Jahr 1921 nach Entwürfen der damaligen Star-Architekten Schreiter und Schlag erbaute Denkmal wurde in Erinnerung an die deutschen Blinker errichtet, die im 1. Weltkrieg zum Beispiel auf dem Landgrafen, aber auch auf anderen Jenaer Bergen stationiert waren, um dort Nachrichten per Blinkzeichen weiterzuleiten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Denkmal entmilitarisiert, unter anderem die einen Stahlhelm symbolisierende Kuppel abgetragen.

Seit einigen Jahren engagiert sich die Kameradschaft der Jenaer Reservisten für Pflege und Erhalt des Blinkerdenkmals. Die Reservisten hatten auch vorgeschlagen, das Denkmal wieder in seinen früheren Zustand vor der Entmilitarisierung zurückzuversetzen. Mit dem Kulturausschuss des Stadtrates gab es schließlich eine Einigung darüber, den Helm wieder aufzubauen und daran auch ein nachgebildetes Signalgerät „L Blink 17“ anzubringen, das gerade die Blinker von Jena einst verwendeten. Auch die Aufschrift „1914 Den Gefallenen 1918“ soll angebracht werden, um deutlich zu machen, dass es ein Denkmal für alle Gefallenen sein soll. Die Sanierung könnte in diesem Jahr noch erfolgen – rechtzeitig vor dem 100. Geburtstag des Denkmals.