Jena. Der geplante Abbau der Volkshaus-Orgel und ihr Verkauf in Einzelteilen stößt auf Kritik in Jena.

Die Nachricht hat ihn wie viele andere Menschen umgehauen: Es kann doch unmöglich wahr sein, dass die Volkshaus-Orgel so einfach abgebaut und auch noch in Einzelteilen versteigert werden soll! Ohne Ersatz? Das fragte sich besorgt Thomas Grubert, Mitarbeiter der katholischen Kirche und leidenschaftlicher Organist. Bekannt sein dürfte er vielen Musikfreunden auch noch aus seiner Betreibung des früheren Musikhauses Luge.

Aber er sieht sich nicht allein in der Verärgerung über diesen Plan von Jenakultur und Volkshaus-Eigentümerin Ernst-Abbe-Stiftung. Mit vielen Gesprächspartnern war er sich schnell einig: Man muss unbedingt etwas tun, um die Vernichtung der Orgel als einmaliges Gesamtinstrument zu verhindern. Als solches sei sie 1988 mit einer breiten Klangplatte von 61 Registern und rund 4700 Pfeifen von dem renommierten Unternehmen Orgelbau Sauer Frankfurt/Oder als damals größte Konzertorgel im gesamten Thüringer Raum errichtet worden. Seitdem sei sie weit mehr als 400 mal bei Konzerten gespielt worden. Tausende von Zuhörern habe sie schon gehabt, und vor allem haben namhafte Organisten aus dem In- und Ausland an ihr gespielt.

So startete Grubert eine Petition im Internet. Wer dazu beitragen möchte, die Orgel im Volkshaus zu retten, kann sich hier eintragen. Bis gestern gehörten schon über 700 Bürger zu den Unterzeichnern. Grubert hofft, dass es doppelt so viele werden, um genügend Unterschriften zu erreichen. Inzwischen kann man die Petition auch außerhalb des Internets unterschreiben. Denn sie liegt nun auch in der Buchhandlung Steen aus.

Die Gründe für die Orgeldemontage, die bislang von der Stadt und der Stiftung angeführt wurden, sind für Grubert nicht nachvollziehbar. Er wisse zudem aus dem Philharmonischen Orchester, dass bei weitem nicht alle Musiker mit dem Abbau der Orgel einverstanden seien. Wenn mehr Platz für Technik geschaffen werden müsse, dann wäre dies gewiss auch anders machbar.

Unsinnig sei die Kritik, dass die Orgel für den Volkshaussaal zu groß sei. „Man braucht nun mal ein großes Instrument mit zahlreichen Registern, um all die Klangfarben sinfonischer Interpretationen zu erreichen. Das hat auch immer sehr gut im Volkshaus geklungen.“ Davon künden nicht zuletzt auch mehrere CD-Orgel-Aufnahmen.

Vielmehr vermuten Grubert und andere Kritiker der Orgel-Demontage, dass man eine grundlegende Sanierung des Instruments zu lange hinausgezögert habe. Nur eine Teilsanierung sei vor 20 Jahren erfolgt. Und nun wolle man sich, die zunehmend steigenden Sanierungskosten sparen, indem man sich des Instruments entledigt.

Das aber müsse verhindert werden, fordert Grubert. Auch schon aus Hochachtung vor dem im Frühjahr verstorbenen Kustos der Volkshausorgel, Hartmut Haupt. Ihm sei es zu verdanken gewesen, dass die Orgel viele glanzvolle Konzerte gehabt habe und dass sie erhalten worden sei. Haupt habe zudem immer Wert auf die Pflege des Erbes von Max Reger gelegt, jenes berühmten Komponisten, der einst auch öfter an der Vorgänger-Orgel im Volkshaus gespielt hatte.

Wenn am Ende doch ein Erhalt der Orgel nicht möglich sein sollte, dann müsste zumindest garantiert werden, dass sie als einheitliches Instrument erhalten bleibt und nur komplett verkauft wird, so Grubert.

Inzwischen gibt es zumindest Hoffnung für eine Verständigung. OB Thomas Nitzsche hat einen „Orgelgipfel“ für den 4. Dezember zugesagt. Grubert wird dabei sein.

Petition für die Orgelrettung im Internet: www.openpetition.de/petition/online/rettung-fuer-die-sauer-orgel-im-volkshaus-jena