Jena. Dorothea Dove ist gebürtige Jenenserin und wurde jetzt 100 Jahre alt. Sie kannte sogar noch die Dichterin Ricarda Huch persönlich.

Eine Jahrhundertzeugin ist sie im wahrsten Sinne des Wortes – Dorothea Dove, die gestern im Seniorenzentrum am Villengang ihren 100. Geburtstag feiern konnte. Das verrät schon ein historisches Foto, das eingerahmt in ihrem Zimmer steht: Es zeigt sie gemeinsam mit der Schriftstellerin, Dichterin und Historikerin Ricarda Huch (1864-1947) in deren Garten am damaligen Oberen Philosophenweg, dem heutigen Ricarda-Huch-Weg.

Dorothea Dove hatte die bedeutende Literatin kennengelernt über ihre Freundin Antje Lemke, die bei Ricarda Huch Sekretärin war. Überhaupt hatte die gebürtige Jenenserin noch mehr interessante Kontakte zu bedeutenden Leuten. So arbeitete sie auch unter dem damaligen Chef der Jenaer Ernst-Abbe-Bibliothek, Joseph Witsch, der dann 1949 mit Gustav Kiepenheuer einen der renommiertesten deutschen Verlage (Kiepenheuer & Witsch) gründete. Da wundert es nicht, dass das Lesen immer eine große Rolle im Leben der Dorothea Dove gespielt hat, zumal sie ja auch gelernte Bibliothekarin und Buchhändlerin war.

In Jena geboren, wuchs Dorothea Dove im Hausbergviertel auf, wo sie nur mit kurzer Unterbrechung bis vor zwei Jahren gelebt hat. „Sie war uns immer eine sehr treu sorgende Mutter, die sich um die gesamte Familie gekümmert hat“, erzählen ihre Kinder Dorothea, Stefan und Ulrich, die gestern aus Jena, Regensburg und Eisenach gekommen waren, um ihrer Mutter zum 100. Geburtstag zu gratulieren.

Auf ihr Jena lässt sie nichts kommen

Man habe auch eine riesige Büchersammlung gehabt, erzählen sie. Die drei Kinder der Jubilarin werden auch am Samstag gemeinsam mit den sieben Enkeln und mittlerweile elf Urenkeln von Dorothea Dove den Ehrentag richtig feiern.

Heute ist es freilich nicht mehr so gut bestellt mit dem Lesen bei Dorothea Dove. Aber vorlesen lässt sie sich nach wie sehr gern. Und das Fernsehen ist ihr auch wichtig. An den Rollstuhl gebunden, jedoch mit wachem Auge für ihre Heimatstadt Jena lässt sie sich gern umherfahren, zum Beispiel auch durch die belebte Innenstadt. Auf ihr Jena lässt sie nichts kommen.

So hängt auch eine alte Ansicht der Jenaer Stadtkirche in ihrem Zimmer. Aus der Johannisstraße fällt der Blick des Künstlers auf den Kirchturm und davor auf den nicht mehr existenten Burgkeller. Dort, in jenem traditionsreichen Studentenlokal hatte sie ihren Mann einst kennengelernt. Er damals ein Jurastudent und Mitglied der Studentenverbindung „Arminia auf dem Burgkeller“ und später bei Zeiss Abteilungsleiter, sie eine Bibliothekarin, fanden zusammen und lebten bis zum Tode ihres Mannes 1991 zusammen.

Wünschen wir der freundlichen Dame weitere gute Jahre. Ein Wunsch, dem sich auch Brünnhild Egge anschloss. Sie überbrachte als stellvertretende Ortsteilbürgermeisterin von Jena-Süd die offiziellen Glückwünsche des Oberbürgermeisters. Dazu gab es den dicken Jenaer Chronikband. Da kann sich die Jubilarin nun so manch interessante Geschichte vorlesen lassen.