Camburg. Etwa 150 Menschen fanden sich vor der Camburger Kirche zusammen gegen eine Wahlveranstaltung der AfD. Dort zählte die Polizei etwa 80 Anhänger.

150 Teilnehmer wurden am Donnerstagnachmittag von den Organisatoren des Friedensfestes vor der Stadtkirche in Camburg gezählt. Das Fest wurde kurzfristig organisiert, nachdem bekannt wurde, dass in der Nähe des Sportplatzes in Camburg die „Alternative für Deutschland“ eine Wahlveranstaltung anlässlich der bevorstehenden Landtagswahl angemeldet hatte.

„Es ging alles sehr schnell, da hatten sich Vertreter von Vereinen und Institutionen sowie Bürger aus Camburg und Umgebung zusammen gefunden. Sie haben beraten, wie man auf diese Veranstaltung reagieren könnte“, sagte Pfarrer Michael Greßler. Mit dabei waren auch Fußballer des SV Eintracht Camburg. Sie hatten sofort, als der Ort der Wahlveranstaltung bekannt wurde, in den sozialen Medien reagiert und sich von der Veranstaltung beim Sportplatz distanziert. „Wir haben sie weder organisiert, noch haben wir irgend etwas damit zu tun“, betonte am Donnerstag noch einmal ein Sportfreund der Eintracht. Durch die umfangreichen Polizeimaßnahmen zur Absicherung des Veranstaltungsgeländes mussten auch alle Trainingstermine der Nachwuchs- und Männermannschaften abgesagt werden.

Ursprünglich hatte die Werbeagentur, die im Auftrag des AfD-Landesverbandes in Erfurt die Veranstaltungen koordiniert und anmeldet, den Schützenplatz in Camburg im Blick. Die Fläche ist in Privathand. Die Stadt Camburg musste zusammen mit dem Antragsteller nach einem anderen Ort suchen und wurde auf der Fläche an der Saale fündig, die sonst von den Fußballern als Parkfläche, von Zirkus-Familien oder anderen Schaustellern genutzt wird. Kurz vor 16 Uhr bewegten sich 25 der 150 Teilnehmer von der Stadtkirche zum einen Kilometer entfernten Sportplatz. Dort hatte die AIS, eine linke Initiative, die es seit gut einem Jahr im Saale-Holzland-Kreis gibt, zu einer eigenen Kundgebung unter dem Titel „Frieden statt Faschismus – Keinen Platz für rassistische Hetzparolen“ aufgerufen. Der Kundgebungsort befand sich in Sichtweite der AfD-Veranstaltung.

Die Zahl der Teilnehmer der AIS-Veranstaltung, die aus dem Saale-Holzland-Kreis und aus Jena angereist kamen und die ihre Meinung zur Wahlveranstaltung der AfD auf Plakaten, Bannern und Spruchbändern äußerten, wuchs minütlich. Anfänglich wurde von 70 Personen gesprochen, dann von 96. Später waren es 150. Besonders laut wurde es kurz nach 17 Uhr, als der Hauptredner der benachbarten Wahlveranstaltung in Richtung Bühne lief. Björn Höcke wurde mit Pfiffen und Nazi-Raus-Rufen von den Gegen-Demonstranten aus 150 Metern Entfernung begrüßt. Die Zahl der Höcke-Zuhörer war kleiner. Die Polizei sprach von 80 Anhängern, Interessierten und Sympathisanten.

„Alles ruhig.“ Dieses Zwischenfazit konnte Rene Burkert, Leiter der Polizeiinspektion Saale-Holzland mit Sitz in Stadtroda, bereits zu einem Zeitpunkt ziehen, da befand sich Höcke noch auf der Anfahrt zum Versammlungsort. Ruhig blieb es bis zum Schluss, bis auf die Musik, die während des Auftrittes des AfD-Spitzenpolitikers aus den Boxen der Parallel-Veranstaltung dröhnte.