Kahla. Der CDU-Abgeordnete will sich von der politischen Lage nicht beirren lassen und steht zu seiner Stimme für Kemmerich.

Trotz der politisch undurchsichtigen Lage in Thüringen eröffnet Landtagsabgeordneter Stephan Tiesler (CDU) am Freitag sein Wahlkreisbüro in der Altstadt von Kahla. „Ich habe mich von Anfang an der Aufgabe gestellt. Wenn ich das jetzt nicht durchziehe, wäre es das falsche Zeichen“, sagt er. Sein Signal an den Wahlkreis 35 im Saale-Holzland-Kreis, in dem er das Direktmandat erwarb: „Ich stehe dazu, wofür ich geworben habe.“

Das neue Mitglied im Landtag verortet seine Politik in der Mitte. Ihm gehe es darum, Sachthemen anzugehen, indem er mit den Menschen der Region spreche und Probleme löse. Im Landtag sitzt er im Ausschuss für Umwelt, Energie und Naturschutz und ist zudem Sprecher für Naturschutz der CDU-Fraktion. Seine Amt als Bürgermeister seiner Heimat Hummelshain und sein Kreistagsmandat behält er.

Ramelow wählen: „Da hätte ich auch eine drauf gekriegt“

Die Türen in der Roßstraße 9 öffneten sich bereits für Gespräche, Büroleiter Richard Machnik hat sich eingerichtet. Musste er sich angesichts der Wahl Thomas Kemmerichs (FDP) zum Ministerpräsidenten Anfeindungen anhören? „80 bis 90 Prozent der Menschen, mit denen ich geredet habe, finden die Stellung der CDU gut“, sagt Tiesler. Auch er wählte Kemmerich, weil er weder links (Ramelow) noch rechts (AfD-Kandidat Kindervater) unterstützen wollte. Und eine Enthaltung? „Dann hätte ich indirekt auch Ramelow gewählt und hätte eine drauf gekriegt.“

Prinzipiell verwehrt er sich gegen die Vorwürfe, sich an Absprachen gehalten zu haben: „Jeder Abgeordneter geht einzeln in die Wahlkabine.“ Von der Geschlossenheit, mit der im dritten Wahlgang schließlich die AfD für Kemmerich gestimmt hatte, sei er überrascht gewesen, selbst wenn es innerhalb seiner Fraktion zuvor als Option angesprochen worden sei.

Seine Meinung: „Neuwahlen ändern nichts, sondern befördern nur das rechte und linke Lager.“ Er distanziert sich energisch von der AfD, „ich bin jedes Mal erschrocken, wenn Höcke am Rednerpult steht“. Er fragt sich aber auch, wohin es führt, wenn er nicht für Anträge stimmen solle, wenn diese auch von der AfD unterstützt werden. Beispiel Windkraft im Wald: Ein Thema, gegen das sich CDU, FDP als auch AfD aussprechen. „Daran geht unsere Demokratie kaputt“, sagt er.

Zweites Wahlkreisbüro entsteht durch Markus Gleichmann

Er will nun seine praktische Arbeit als Abgeordneter weiterführen. Die Stadt Kahla wählte er als Ort für sein Wahlkreisbüro aus, „weil sie am Ende des Landkreises sonst immer geographisch abgeschnitten ist“. Zudem profitiere er von vier aktiven CDU-Gruppen in der Region. Und: Zu Bürgermeister Jan Schönfeld (parteilos) herrsche ein gutes Verhältnis.

Auch Markus Gleichmann (Linke) plant, im April in der Margarethenstraße Kahla ein Wahlkreisbüro zu eröffnen – vorbehaltlich der politischen Entwicklungen. Wenn es zu Neuwahlen komme, werde er dies hintenan stellen. Das Büro wird als Zweigstelle zum vorhandenen in Hermsdorf fungieren, sagt er.

Eröffnung Wahlkreisbüro Tiesler am Freitag, 14. Februar, 15 Uhr, Roßstraße 9 in Kahla