Löberschütz. Ein Wallach erstochen, eine Stute verletzt: Eine grausame Tat erschüttert Pferdebesitzer in Löberschütz. Sie hoffen nun auf Zeugenhinweise.

Erneut ist ein Pferd Opfer eines Tierquälers geworden. Ein Wallach wurde vergangene Woche auf einer Koppel in Löberschütz im Gleistal erstochen, eine Stute verletzt. Die Besitzerfamilie Matz ist geschockt von der brutalen Tat und macht den Fall gemeinsam mit der Polizei öffentlich, um mögliche Zeugen zu finden und andere Pferdebesitzer zu warnen.

Michael Matz zeigt die Koppel, die sich nur wenige hundert Meter vom Dorf entfernt befindet. Der Fahrradweg führt direkt daran vorbei, ebenso wie die Straße nach Graitschen. Am Donnerstagnachmittag, 9. Januar, waren die Tiere – zwei Stuten und ein Wallach – putzmunter, als Matz zum Füttern vorbeikam. Am Freitagnachmittag erreichte ihn dann ein Anruf: Ein Freundin hat beim Spazieren ein Pferd liegen gesehen.

Er eilte sofort hin, doch Aron, der zwölf Jahre alte Wallach, war bereits tot. Er lag beim Bach an einem Futterplatz. Das Tier, vermutet Matz, muss dort gefressen haben, als der Pferderipper kam, „er hatte sogar noch Heu im Maul“.

Pferderipper stach eine tiefe Wunde in den Hals

Auf dieser Koppel bei Löberschütz – nahe dem Radweg Richtung Bürgel – wurden die Pferde attackiert.
Auf dieser Koppel bei Löberschütz – nahe dem Radweg Richtung Bürgel – wurden die Pferde attackiert. © Foto: Katja Dörn

Michael Matz rief sofort den Tierarzt hinzu, er dachte in diesem Moment nicht daran, dass jemand sein Tier attackiert hat. „Man rechnet ja nie mit sowas“, sagt er.

Dem Arzt aber sei die Wunde am Hals des Wallachs unnatürlich vorgekommen. Fünf Zentimeter breit, 25 Zentimeter tief ragte die Verletzung schultertief in den Körper hinein. „Das muss jemand mit einer gewissen Kraft gewesen sein“, vermutet Matz nach dem Gespräch mit dem Tierarzt. Jemand, der gezielt wusste, wo er hinsticht.

Erst am Sonnabend bemerkte Michael Matz die Verletzung an Stute Lia, an deren Hals ebenfalls eine Wunde klaffte, fünf Zentimeter tief. „Vermutlich ist sie im letzten Moment weggerannt“, sagt Matz.

Wallach Aron dagegen sei gutmütiger. Und weil die Nacht zum Freitag, als die Tat vermutlich geschah, vom Vollmond erhellt war, musste der Täter seinen Weg nicht einmal ausleuchten, sagt Michael Matz.

Erst nach der Attacke wurde dem Pferdebesitzer deutlich, dass zuletzt öfter Tiere im Saale-Holzland-Kreis und Jena angegriffen wurden. Auch andere Pferdebesitzer in der Umgebung seien hellhörig geworden – und bewerten Verletzungen an ihren Tieren kritischer, erzählt er. Hat sich ein Pferd einen langen Ratzer am Körper vielleicht doch nicht selbst an einem Baum oder Gatter zugezogen? Warum lagen an einer Koppel so viele Zigarettenstummeln? „Man beobachtet jetzt alles anders“, sagt Matz, dürfe sich aber nicht verrückt machen lassen.

Über verschiedene Medien mögliche Zeugen finden

Die Familie Matz wolle jetzt entscheiden, wie sie ihre Tiere besser schützt. Sie legen Wert auf eine artgerechte Haltung mit viel Auslauf auf der Koppel, einsperren kommt für sie nicht in Frage. Die Kripobeamten, die am Freitagabend mehrere Stunden lang Beweise aufnahmen, rieten Michael Matz zu einer Wildkamera, positioniert an den beliebten Orten der Pferde. Oder Gänse und Esel, die zum Herdenschutz eingesetzt werden – weil sie im entscheidenden Fall Krawall machen.

Der zwölf Jahre alte Wallach starb an den Verletzungen.
Der zwölf Jahre alte Wallach starb an den Verletzungen. © Polizei | Polizei

Auf jeden Fall will er neben der Zeitung auch in sozialen Netzwerk einen Aufruf starten sowie einen Aushang zum Radweg aufstellen, um mögliche Zeugen zu finden. „Ich kann nur hoffen, dass der Täter schnell gefasst wird und so etwas nicht wieder passiert“, sagt Michael Matz.

Die Polizei hat noch keinen entscheidenden Hinweis. Auch die Taten, die 2019 in der Region passierten, seien noch ungeklärt, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage. Man ermittle weiter und wolle dieser Tage in Löberschütz Anwohner befragen. Aron, der Wallach, liegt derweil seit Montag in der Gerichtsmedizin in Bad Langensalza. Ein genaues Ergebnis werde innerhalb einer Woche erwartet.

Zeugen melden sich bei der Polizei unter Telefon 036428/640.

Zur Sache: Ähnliche Fälle in der Region

Zwischen Rödigen und Lehesten nördlich von Jena wurden in der Nacht zum 10. Juli 2019 zwei Wallache durch ein Stichwerkzeug verletzt.

In der Nacht zum Dienstag, 16. Juli 2019, griff ein Unbekannter drei Pferde auf einer Koppel in Silberthal bei Bürgel an. Ein Wallach trug zwei Verletzungen am Hinterleib davon, die Schnitte waren etwa 20 bis 25 Zentimeter breit. Die drei Pferde brachen aus der Koppel aus.

In Münchenroda, einem Ortsteil von Jena, attackierte ein Unbekannter eine Rinderherde. Ein Jungbulle starb direkt nach der Tat, zwei weitere mussten von einem Tierarzt eingeschläfert werden. Weitere sieben Bullen trugen Schnittverletzungen davon.