„Neulich hörte ich einen Radiomoderator sagen: ‘Ich habe erwiesenermaßen in 99,8 Prozent der Fälle Recht`.“

Innerlich dachte ich mir, einen höheren Prozentsatz hat nur meine Ehefrau. Aber mal im Ernst, dieser Selbstanspruch des Rechthabens ist nur allzu sehr verbreitet. Was uns fehlt, ist Demut.

Demut anzuerkennen, dass das Gegenüber, auch wenn es grundsätzlich anderer Meinung ist, vielleicht dennoch etwas zu sagen hat, über das ich einmal nachdenken könnte. Demut einzugestehen, dass ich selbst schon Fehler gemacht habe, und das auch anderen zugestehen sollte. Demut, um weiter lernfähig zu sein. Das Buch der Sprüche im Alten Testament sagt: „Der Weg des Narren ist richtig in seinen Augen, aber ein Weiser hört auf guten Rat“ (Spr 12,15) und „Wo keine Beratung ist, da scheitern Pläne, wo aber viele Ratgeber sind, da kommen sie zustande“ (Spr 15,22).

Ich kann nur jedem empfehlen, nicht in Gespräche zu gehen, und schon alle Antworten parat zu haben, sondern zu lernen, erstmal zuzuhören. Warum sollte Gott nur mich begabt haben und nicht auch mein Gegenüber? Warum sollte er nicht in seinem ewigen Ratschluss geplant haben, mein Gegenüber zu gebrauchen, um mir etwas beizubringen? Ich glaube, dass wir uns um viel Segen bringen, wenn wir aufhören, zuzuhören. Demut ist in unserer Gesellschaft eine vergessene Tugend, dabei liegt in der Bibel auf ihr eine große Verheißung: „Der Lohn der Demut und der Furcht des Herrn ist Reichtum, Ehre und Leben“ (Spr 22,4). Lasst uns diesen Reichtum nicht verpassen!