Hirschberg/Schleiz. Die Narren sind los, auch im Schleizer Oberland. Bis zum 26. Februar 2020 haben sie nun das Sagen, dann ist Aschermittwoch und damit alles vorbei.

Dieses Jahr am 11.11. um 11.11 Uhr blieb es mehr oder weniger still an den Rathäusern des Oberlandes. Weit und breit - außer wohl in Bad Lobenstein - war nichts zu sehen vom närrischen Treiben zum Einstieg in die Fünfte Jahreszeit. Die Bürgermeister diesseits der Saale konnten die Schlüssel zu den Stadtverwaltungen noch geraume Zeit behalten. Denn fällt der „närrische Aufgalopp“ auf einen Wochentag, ist es in jedem Fall publikumsfreundlicher, wenn sie erst am frühen Abend ihre Rathäuser aus der Hand geben und sich die Narrenkappen überstülpen.

Ziemlich zeitig gefordert waren aber trotzdem mit Präsident Ronny Geißer, Vize Jörg Gerstner und Finanzer Jörg Mosch die drei Musketiere des Hirschberger Faschingsclubs. Und auf besonderen Wunsch, hatten sie sogar ihr „Handwerkszeug“, also die Degen dabei, als sie die närrische Summe von 333,33 Euro an den Förderverein der Regelschule im Städtchen übergaben. Selbst ans Tanzmariechen war dabei gedacht! Norah ist zehn Jahre alt und soll bei der 48. Saison des HFC, die am 26. Februar 2020 endet, im Programm mitwirken.

Ein Schnappschuss vom Faschingsumzug am 10.11. in Crispendorf. Gut 60 Mitwirkende waren an dessen Gestaltung beteiligt.
Ein Schnappschuss vom Faschingsumzug am 10.11. in Crispendorf. Gut 60 Mitwirkende waren an dessen Gestaltung beteiligt. © Antje Raabe

Mit dieser Spenden gratulierte der HFC nachträglich noch zum 80-jährigen Schuljubiläum. Auch ist es ein Dankeschön für die gute Zusammenarbeit von Faschingsclub und Regelschule bereits zu den verschiedensten Anlässen. Ja, irgendwie kommt damit sogar Leben in den Wahlspruch aller Muske(l)tiere: „Einer für Alle - Alle für Einen“. Anke Wallenta, die an der Spitze des Fördervereins steht, und Schulleiterin Silke Lauer bedankten sich und betonten, dass das Geld in jedem Fall den Schülern zu Gute kommt. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die 333.33 Euro mit in den großen „Finanz-Topf“ fließen, der zur geplanten Schulhofgestaltung benötigt wird.

Hoch hergehen wird es mit Sicherheit am Sonnabend ab 20.01 Uhr zum Faschingsauftakt im Hirschberger Kulturhaus, dem „3. Männerballett-Stammtisch“. Wie Jörg Gerstner ankündigte, stellen sich Vertreter von sieben Vereinen einem bunten Wettkampf mit witzigen und nicht ganz ernst gemeinten Spielen rund um das Thema „Musketiere“. Dem Sieger winkt ein Wanderpokal, der im Moment im Besitz des Camburger Carnevalsclubs „Concordia“ ist. „Nicht vergessen auch, dass an diesem Abend ein lustiger Zweizeiler für das Motto dieser 48. Saison gesucht wird.“

Schwenk an dieser Stelle nach Crispendorf: Hieß es doch dort bereits „Narren wecken!“ und das am 10.11. (!) ab 15.11 Uhr. FCC-Präsident André Grau berichtete von einem Umzug durch den Ort, gestaltet natürlich vom Faschingsclub und den ansässigen Vereinen - beteiligt daran gut 60 Personen. Grau sah es nicht als einen „närrischen Frevel“, weil der Umzug schon vor dem 11.11. stattfand. Die sehr gute Zuschauerresonanz am Wegesrand gab ihm zu hundert Prozent recht. Wohl auch eine Art Kompromiss-Termin, wenn dieser närrische „Tag X“ zum Beispiel ein Montag wie dieses Jahr ist. Positiver Nebeneffekt: Da Crispendorf ja zur Kreisstadt gehört, hat Schleiz damit seit Sonntag wieder einen Faschingsumzug.

Der Schleizer Bürgermeister Marko Bias (Mitte) hat drei der vier Rathausschlüssel bereits an den Mann gebracht. Links wartet noch OCC-Präsident Jürgen Ludwig, dessen Schließwerkzeug allerdings etwas kleiner ausfällt.
Der Schleizer Bürgermeister Marko Bias (Mitte) hat drei der vier Rathausschlüssel bereits an den Mann gebracht. Links wartet noch OCC-Präsident Jürgen Ludwig, dessen Schließwerkzeug allerdings etwas kleiner ausfällt. © OTZ | Uwe Lange

Highlight war schließlich das Spektakel der närrischen Schlüssel- und damit Machtübernahme ab 17.11 Uhr an der Alten Münze auf dem Schleizer Neumarkt. Wie könnte es anders sein, gab es auch hier aktuellen Bezug zum Klimaschutz, samt einer kleinen Demo. Nur, dass bei den Karnevalisten aus „Fridays For Future“ eben „Mondays For Freibier“ wurde. In Richtung Rathaus gingen viele wichtige Hinweise von Moderator Christoph Grimm (SKC), wie man denn das in Schleiz mit dem Klimawandel in den Griff bekommen könnte. Unter anderem betonte er: „Die Klimapolitik geht uns nicht weit genug. Andere haben MEHR Windräder. Auch werden durch die Erweiterung der Elektrifizierung in Schleiz, künftig Straßenbahnen nach Oberböhmsdorf und Crispendorf fahren.“

Klimaschutz hat auch immer etwas mit „Grün“ zu tun. Bäume für den Neumarkt, die nicht eingehen können, übergaben die Präsidenten von OCC, SKC, CCH und FCC an Marko Bias. Konkret war das ein Wunderbaum, eine „spezieller“ Gummibaum, ein Kabelbaum und aus Crispendorf gab es einen Schlagbaum für den Bürgermeister. Der revanchierte sich mit den Rathausschlüsseln für Jürgen Ludwig, Thomas Hähnel, Jörg Riedl, Andrè Grau und verabschiedete sich bis Aschermittwoch in den Urlaub.