Bad Lobenstein. Leichtathletin Tiffany Eidner nimmt nach den verpassten Europaspielen und der U-23-EM einen neuen Anlauf.

Ihre Laufbahn nahm gerade so richtig Fahrt auf. Die Reise nach Frankfurt in die DOSB-Zentrale hatte Tiffany Eidner mit großer Freude auf sich genommen. Der Termin war ein besonderer. Einkleidung der Athleten für die 2. Europaspiele in Minsk. „Das war schon toll. Die Deutschland-Klamotten waren klasse, die hätte ich gern getragen.“ Der Start in Weißrussland sollte ihr erster großer internationaler werden. Doch es kam anders.

Die 21-Jährige verzichtete schweren Herzens wegen einer Viruserkrankung auf einen Start bei den Europaspielen. „Ich hatte mich eingerichtet, war im Bundeskader, bekam Unterstützung – und dann das.“ Die Kleidung hatte sie zu Hause in Lehesten in die Waschmaschine gesteckt und dann „sauber und rein“ wieder abgeben müssen. „Das war bitter, da wusste ich, was ich aus den Händen gab.“

Im Weitsprung aus der Kalten über sechs Meter

Und dabei war sie hoffnungsvoll in die Saison gestartet, ihre letzte bei den Junioren U-23. Bestleistung im ersten Wettkampf, Dritte bei der Hallen-DM, ihre Bestzeit von 11,43 über die 100 Meter in Sicht, ein Platz in der Jagdstaffel in Minsk und in der 4-mal 100-m-Staffel bei der U-23-EM in Schweden greifbar. Frohgemut fuhr sie ins erste DLV-Trainingslager nach Teneriffa, die Trainingsmethoden der Nationalmannschaftkolleginnen unterschieden sich von den ihren. „Ich habe mich reingefunden, mein Programm durchgezogen“. Im Team Balzer wird in der Regel einmal am Tag trainiert, dafür intensiv und effektiv, die Stunden im Kraftraum halten sich in Grenzen. Wieder zu Hause, fühlte sie sich schlapp, ausgelaugt, bei einem Wettkampf kippte sie fast um. „Ich hab mir was eingefangen, vielleicht im Trainingscamp, vielleicht auf der Reise. Ich weiß es nicht, aber die Saison war futsch“. Sie sagte ihren Start in Minsk ab, die EM fand ohne sie statt. „Schon frustrierend, wenn du weißt, du hast was drauf, du könntest dort starten.“

Haken drunter, nach vorn blicken. Und zum Ende der Saison, „praktisch aus der Kalten“, wie es ihr Trainer Falk Balzer bezeichnet, sprang sie beim Meeting in Hannover 6,01 Meter weit. Noch nicht die Welt, aber nur mit ein wenig Training, bemerkenswert. „Da tun sich doch neue Möglichkeiten auf“, sagt Balzer. Sprinttraining, Weit- und Dreisprung, das soll der neue Dreiklang sein. Dieser Tage steckt Tiffany Eidner im Grundlagentraining für die neue Saison, pendelt zwischen Bad Lobenstein und Chemnitz, um zu trainieren und steckt den Kopf in die Bücher – auch im Studium der Kulturwissenschaften soll es vorwärts gehen. Dass WM-Gold im Weitsprung mit 7,30 Meter an Maleika Mihambo ging, schreckt sie nicht ab. Im Gegenteil. „Endlich sieht man wieder, dass solche Weiten wieder möglich sind.“ Ob und wann sie vielleicht mal in diese Regionen springen kann, lässt sie offen, zu komplex ist der Leistungssport, Kleinigkeiten entscheiden und unverhofft, kommt oft. Das hat sie erfahren müssen.