In der Corona-Krise gibt der DFB keine gute Figur ab: Im Kampf für die dritte Liga vergisst er das wirklich Wichtige.

Der Umgangston in der dritten Liga wird immer rauer. Der Deutsche Fußball-Bund mittendrin gibt keine gute Figur ab. Der Blick auf die gesellschaftliche Lage fehlt. Wie denken Eltern über den Ellenbogenkampf des Fußballs, die daheim seit Wochen ihre Kinder hüten, weil Schulen und Kindergärten nicht normal öffnen dürfen?

Dem DFB fehlt das Konzept in der Corona-Krise, in der die Gesundheit über allem stehen sollte! Leitplanken für deutschlandweit einheitliche Regelungen wären nötig gewesen – von Liga drei bis zur Kreisklasse. Die Spielordnung, die zum Saisonstart galt, sah eine Annullierung vor, falls nicht alle Spiele stattfinden. Natürlich liegt die Entscheidungshoheit bei den Regionalverbänden. Aber woran sollen die sich orientieren? So schlägt im Fußball der Föderalismus durch. Thüringen setzt die Saison aus, andere wie der sächsische Verband brechen ab. Chaos pur!

Die Bundesliga darf aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb fortsetzen. Stehen doch exorbitante Fernsehgelder in Aussicht. Demaskiert hat sie sich: Um Sport geht es nicht, nur um Show und Kommerz. DFB-Präsident Fritz Keller übt sich nun darin, einen klaren Beschluss von Bund und Ländern umzudeuten. Hegt er Allmachtsfantasien?

Alle Drittligisten betrachten die Optionen nur durch ihre eigene Brille. Die einen hoffen, den Klassenerhalt zu sichern, handeln mit der Abbruchforderung aber ganz im Sinne des Infektionsschutzes und des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Die anderen sind keine Samariter, wenn sie den Aufstieg im „sportlich fairen Wettbewerb“ anpeilen. Wenn sie das ernstmeinen, müssten sie ihr Gruppentraining stoppen und warten, bis der letzte Verein wieder trainieren darf. Stattdessen setzen sie auf Wettbewerbsverzerrung und schieben das Infektionsrisiko beiseite. Ein gerechtes Finale ist so utopisch, zumal ein Turbo-Spielplan ansteht.

Auf einen Abbruch zu hoffen, ist nicht clever. Der Verband wird in dem Fall vier Befürworter des Abbruchs schon aus Prinzip in die vierte Liga schicken – wetten, dass? Ungehorsam hat sich der DFB noch nie gefallen lassen: Er sitzt am längeren Hebel und wird das nutzen. Oder bekommt er rechtzeitig die Kurve, auf eine einende Strategie einzubiegen?