Im Streit um die dritte Liga bleibt der Anstand auf der Strecke: Fußball soll für Fair Play, Respekt und Solidarität stehen. Bekommt der Verband rechtzeitig die Kurve?

Der Deutsche Fußball-Bund hat sich selbst einem Ethik-Kodex unterworfen. „Dabei fühlen wir uns in hohem Maße dem Gedanken des Fair Play verbunden und verpflichtet. Mit der gezielten Förderung von Fair Play, Integrität, Respekt, Vielfalt und Solidarität werden die Grundlagen des Fußballs gestärkt“, heißt es darin. Die Frage steht: Warum verstoßen DFB-Führungskräfte dagegen?

Wir leben im Mai 2020 in Deutschland mitten in der Corona-Pandemie. Natürlich muss der Sport auch wieder in Gang kommen – zum richtigen Zeitpunkt. Kein Verein hat sich gewünscht, für mehrere Monate den Spielbetrieb zu unterbrechen. Auch kein Drittligist. Und kein Drittligist hat Corona erfunden.

Wir leben im Föderalismus, in dem Bundesländer unterschiedliche Einschätzungen treffen, welche Einrichtungen sie öffnen und welche Aktivitäten sie erlauben. Die Sportministerkonferenz hat genehmigt, dass die erste und zweite Bundesliga wieder starten dürfen. Dem Votum schlossen sich die Regierungen von Bund und Ländern an. Wenn sich das Hygienekonzept bewährt, dürfen auch Frauen-Bundesliga und DFB-Pokal starten. Von der dritten Liga war darin nie die Rede. Der DFB legt hingegen legt einen Spielplan fest, den einige Vereine objektiv nicht erfüllen können.

Nun stellt der DFB die Teams, die von Stadionsperren und Trainingsverboten betroffen sind, in die Ecke von Verweigerern. Ein Verstoß gegen das Respektgebot. Andere dürfen sich viel länger auf den Neustart vorbereiten. Dem DFB ist das egal – ein Verstoß gegen das Fair Play. Solidarisch verhält sich der Fußball auch nicht. Die Deutsche Fußball Liga gibt den Vorreiter, will trotz der Umstände selbst bei einem Saisonabbruch Absteiger nach unten schicken.

Dynamo Dresden kann nichts für die Corona-Fälle und erleidet einen Wettbewerbsnachteil – die Integrität der zweiten Liga ist in Gefahr. Trotz dieser besonderen Härte droht im Fall des Falles der Abstieg. Die Bundesliga macht sich zudem manipulierbar: Wer sich über den Strich gekämpft hat, provoziert einen Saisonabbruch. Der Gegenentwurf wäre: Aufsteiger belohnen, keine Absteiger in dieser einmaligen Pandemie-Lage benennen, kompensiert durch vorübergehend größere Ligen.

Noch können DFL und DFB die Kurve bekommen, indem sie Ethik-Regeln nicht nur in den Hochglanzprospekt drucken, sondern auch leben. Allein vom Geld gesteuerte Funktionäre sind keine Vorbilder.