Erfurt/Berlin. Gegner der Stromtrassen in Thüringen gehören zu den Auftraggebern einer Studie zum Netzausbau in Deutschland. Deren Fazit: Erneuerbare Energien werden eher verhindert als gefördert.

Die Planung des Bundes für die weitere Entwicklung der Stromnetze ist nach Überzeugung des Wirtschaftswissenschaftlers Lorenz Jarass fehlerhaft. Die Kosten für den Ausbau des Netzes würden im Netzentwicklungsplan (NEP) nicht berücksichtigt, erklärte Jarass am Donnerstag bei der Vorstellung einer vom Initiativkreis NEP 2030 bei ihm in Auftrag gegeben Studie in Berlin. Daraus resultiere ein zu starker Netzausbau.

Hingegen werde eine dezentrale Stromerzeugung benachteiligt, wodurch wiederum die Energiewende behindert werde. Zu den Auftraggebern der Studie gehört auch der Thüringer Verein gegen die Stromtrasse SuedLink, der wie andere Gegner der geplanten Trassen zum Initiativkreis gehören.

"Die Nichtberücksichtigung der Netzausbaukosten ist ein schwerer methodischer Fehler des Netzentwicklungsplans", lautet das Fazit Jarass'. Dadurch werde die gesamte Bedarfsanalyse, die der Plan enthält, fragwürdig. Eine Kosten-Nutzen-Analyse werde erst gar nicht angestellt. Der zu umfangreiche Netzausbau führe zu höheren Stromkosten und -preisen.

Dagegen könnte nach Auffassung des Wissenschaftlers aus überschüssigem Windstrom an der Küste Gas erzeugt werde, dass in Kraftwerken, aber auch für Industrie, Verkehr und Gebäude genutzt werden könne. Dies sei vorteilhafter, als die Stromüberschüsse mit einem großen Aufwand an Netzausbau weiträumig von Nord nach Süd zu exportieren. Dadurch würden die geplanten Gleichstromkabel SuedLink und SuedOstLink entbehrlich.

Für den Initiativkreis NEP 2030 steht fest: Der Netzentwicklungsplan dient aus ihrer Sicht "nicht der Versorgungssicherheit, sondern überwiegend dem europaweiten Handel mit Atom- und Kohlestrom und gefährdet damit die Einhaltung der Klimaziele."