Herfa-Neurode. Der Kalikonzern K+S leitet Abwasser aus der Fertigung in unterirdische Hohlräume ein. Ab 2022 wird die Thüringer Grube Springen so verfüllt.

„Glückauf“ – mit dem Gruß der Bergleute werden wir im Bergwerk Herfa-Neurode an der thüringisch-hessischen Landesgrenze an diesem Morgen willkommen geheißen. Es folgt eine kleine Erläuterung zum geplanten Tagesablauf, und dann geht es auch schon weiter in die Kaue. Das ist der Raum, in den sich die Bergleute umziehen.

Also raus aus den Straßenklamotten und rein in die weißen Anzüge. Die schweren schwarzen Schuhe sind gewöhnungsbedürftig, der Helm ist Pflicht. Ein Kumpel erläutert die Funktion der Selbstretter, die eine Versorgung mit Sauerstoff auf einem Fluchtweg im Havariefall unter Tage sicherstellen. Dann werden die Geräte verteilt, schon aufgrund ihres Gewichtes vergisst man sie nicht.

Am Förderkorb ist es kalt, doch das ändert sich mit jedem Meter, den der Korb in die Tiefe rauscht. „Hier haben wir so um die 25 Grad“, sagt Dirk Weigert, als wir rund 500 Meter unter der Erdoberfläche aussteigen. Zwei Kleintransporter stehen bereit, mit dem die Gruppe unter Tage durch die Stollen fährt.

Mit dem Besuch im Bergwerk präsentiere man eine neue Anlage, die die Firma K+S erst in diesem Sommer in Betrieb genommen habe, erläutert deren Sprecher den Grund für die gemeinsame Grubenfahrt mit Journalisten. Bei dem Projekt geht es um das Einstapeln von salzhaltigem Abwasser aus der Produktion der drei Kali-Bergwerke im Werra-Revier.

„13,6 Millionen Euro hat das Unternehmen in das Vorhaben investiert, vor allen in Pumpen, Rohre und Muffen“, berichtet Dirk Weigert. Das Geld habe sich schon bezahlt gemacht, denn im zurückliegenden trockenen und heißen Sommer habe man – anders als in den Vorjahren – den Abbau in den Werra-Werken nicht stoppen müssen.

Bislang wird das Abwasser aus der Fertigung und von den Halden zum Teil in unterirdische Hohlräume versenkt, ein anderer Teil in die Werra eingeleitet. Führt die jedoch in einer Phase längerer Trockenheit zu wenig Wasser, entfällt diese Möglichkeit. Dann musste die Förderung in der Vergangenheit gestoppt werden, die Kumpel gingen in Kurzarbeit.

Mit der neuen Anlage ist es nun möglich, das salzhaltige Wasser über die mehr als 12 Kilometer lange Rohrleitung durch die Schachtanlage Grimberg nach unter Tage zu pumpen und es dort so lange zwischenzuspeichern, bis es wieder nach oben gepumpt und über die Werra entsorgt werden kann.

Perspektivisch will K+S diese Methode des sogenannten Einstapelns von Abwasser mit der Sicherung stillgelegter Bergwerke verknüpfen. „Wir haben die Genehmigungsverfahren in Hessen und Thüringen gestartet, um Prozesswasser dauerhaft im Grubenfeld Springen in Thüringen zu stapeln“, erläutert Projektleiter Stephan Deppe die Pläne. Dazu müsse man dem Abwasser aber noch Mineralien zuführen. Benötigt werde eine angereicherte Salzlösung, die die tragenden Säulen unter Tage nicht angreife.

Entsprechende Versuche hat man bereits gestartet, die Sicherheit des Verfahrens wiederholt belegt. Im Jahr 2022 könnte das Einstapeln in Springen beginnen, wenn die Genehmigungen vorliegen. Rund 20 Jahre werde es dauern, bis das Grubenfeld komplett aufgefüllt sei, sagt Deppe.