Jena. Kandidat für den Thüringer Innovationspreis: Das neugegründete Unternehmen Polytives aus Jena stellt eine geniale Erfindung vor. Doch die Firma plagt ein Problem.

Gegenstände aus Kunststoff werden zumeist im Spritzgussverfahren hergestellt: Flüssige Plaste nimmt in einer Gussform die gewünschte Form an. Damit der Kunststoff dabei gut fließend selbst feinste Strukturen ausfüllt, sind entweder sehr hohe Schmelztemperaturen oder Lösungsmittel nötig.

Die Polytives GmbH aus Jena hat eine Lösung entwickelt, die keinen Zusatz anderer Chemikalien erfordert. Sie verändert die Eigenschaft des Kunststoffes nicht chemisch, sondern architektonisch. „Kunststoff ist wie eine Perlenkette. Wir nehmen die gleichen Perlen, ordnen sie aber in einer Form einer Baumkrone an“, erläutert Geschäftsführer Oliver Eckardt (31).

Lösung an Friedrich-Schiller-Universität in Jena erforscht

Der Herstellungsmechanismus, der zum Patent angemeldet ist, beeinflusse die mechanischen Eigenschaften wie Schmelztemperatur, Fließfähigkeit oder Schrumpfung. Eckardt hatte in seiner Dissertation an der Friedrich-Schiller-Universität die Lösung erforscht. Mit Viktoria Rothleitner, die er beim Gründerseminar kennengelernt hat, und Professor Felix H. Schacher gründete er die Firma im März 2020.

Geplant ist, künftig passgenau getunte Polymere an Produzenten zu liefern. Jene profitieren durch niedrigeren Energieeinsatz bei der Produktion. Die weniger belasteten Kunststoffe sind besser recycelbar. Polytives will eine eigene Fertigung aufbauen, sucht dringend eine Produktionsstätte. „Am liebsten in Thüringen“, sagt Rothleitner. Während sich bislang nur Optionen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen bieten, hoffen die Gründer zumindest, dass sie noch ein wenig länger Unilabore nutzen dürfen.

Im Wettbewerb um großes Preisgeld

Die Polytives GmbH tritt in der Kategorie Industrie und Material an und hat es auf die Longlist beim Thüringer Innovationspreis geschafft. Die mit insgesamt 100.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 24. November vergeben. Wir stellen in den kommenden Wochen weitere Unternehmen, die es unter die Top 20 geschafft haben, vor.