Erfurt. In den meisten Fällen sind Unternehmen nicht vorbereitet auf eine Situation, in der Schulen und Kindergärten länger schließen und Eltern auf Arbeit fehlen.

„Das ist eine Herausforderung für jeden Arbeitgeber, natürlich auch für uns", räumte der Sprecher der Techniker Krankenkasse in Thüringen, Guido Dressel, gestern in Erfurt ein. Die landesweite Schließung von Einrichtungen der Kinderbetreuung, die ab Dienstag gelten soll, treffe alle Unternehmen hart. Man versuche in allen Bereichen, in denen das möglich ist, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das mobile Arbeiten von daheim aus anzubieten, um Kinderbetreuung und Job vereinbaren zu können.

„Wichtig ist, alle kritischen Prozesse aufrechtzuerhalten", sagte Dressel. Dazu gehöre vor allem die Betreuung der Kunden. Neben telefonischen Auskünften wolle man auch den direkten Kontakt anbieten, so lange es möglich ist. Einen Notfallplan für derartige Fälle gebe es nicht, weil man derartiges noch nie erlebt habe. Eine Entlastung für die Beschäftigten bringt laut Dressel die Möglichkeit der Krankschreibung per Telefonkontakt zwischen Patienten und Ärzten. In diesen Fällen erfolge eine elektronische Meldung an den jeweiligen Arbeitgeber, der übliche Krankenschein entfalle.

Jetzt seien alle Unternehmen klar im Vorteil, die ihren Beschäftigten bereits die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten unterwegs oder im Home Office geschaffen haben, zeigte sich der Blogger und Buchautor Sascha Lobo im Gespräch mit unserer Zeitung überzeugt. Diese Arbeitgeber könnten schnell und unkompliziert auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren. „Wenn in einer Abteilung ein Wasserschaden auftritt, ist es gut für das Unternehmen, wenn diese Abteilung mobil ist und die Arbeit nach wenigen Minuten in der Kantine fortsetzen kann", sagte Lobo als Beispiel.

Es gebe für diesen Fall keine pauschale Handlungsanleitung, man müsse auf jeden einzelnen Fall individuell reagieren und Lösungen finden, hieß es beim Verband der privaten Pflegeanbieter in Thüringen. Es komme in erster Linie darauf an, Ruhe zu bewahren und nach vernünftigen Lösungen zu suchen.

Pläne für diesen Fall hat keine Firma in der Schublade

Mit der flächendeckenden Schließung von Schulen und Kindergärten trete aus Sicht der Arbeitgeber der schlimmste anzunehmende Fall ein, bestätigte die Sprecherin der Verbandes der Wirtschaft Thüringen, Ute Zacharias, auf Anfrage. Natürlich hätten die Unternehmer in den zurückliegenden Stunden versucht, sich darauf vorzubereiten. „Es zeichnete sich ja schon ab Donnerstagabend ab, dass ein solcher Schritt kommen könnte", sagte Zacharias, letztlich sei es dann aber doch wieder sehr schnell gegangen, so dass die Zeit der Vorbereitung knapp war. Pläne in der Schublade für diesen Fall gebe es in den Firmen nicht. „Es kommt jetzt darauf an, einerseits den Betrieb aufrechtzuerhalten, anderseits den Mitarbeitern die Betreuung ihrer Kinder zu ermöglichen", beschrieb Zacharias die Aufgabenstellung.

Um den Arbeitgebern eine vernünftige Planung zu ermöglichen, sei es besonders wichtig, dass die Beschäftigten sehr schnell signalisieren, wo Betreuungsbedarf entsteht, forderte Ute Zacharias die Mütter und Väter zum Handeln auf. Gemeinsam mit ihren Chefs müssten die dann nach - für alle Beteiligten - akzeptablen Lösungen suchen. „Sicherlich lässt sich ein Teil der Arbeit in vielen Fällen auch von zu Hause aus erledigen“, sagte Ute Zacharias.

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