Frank Quilitzsch hofft, dass Rainald Grebe weiter auftritt

Wie bitte? Rainald Grebe hat seine Biografie geschrieben? Groß und schwarz liegt sie vor mir: „Rheinland Grapefruit. Mein Leben“ (Verlag Voland & Quist). Das Coverfoto zeigt ihn mit dem Gartenschlauch. Es sprudelt. Grebe eben. Doch Bilanz mit 50, ist das nicht zu früh?

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Ein Kampf gegen die Autoimmunkrankheit. Schlaganfälle, Wortfindungsstörungen, Konzertabbrüche, Charité. In der Reha sammelt Grebe seine Erinnerungen. Notiert den Tagesablauf und resümiert sein Leben. Therapie und Roadmovie. Manchmal, lese ich, komme so eine „schwarze Wolke“, die verneble alles. „Im Oberstübchen Stromausfall.“

Seit Jahren hat mich kein Buch so gefesselt und erschüttert wie dieses. Ich kenne Rainald Grebe als Puppen-, Schau- und Klavierspieler. Dann beliebtester Liederkabarettist deutscher Zunge. Der Weg dahin steinig.

2000 heuerte er am Theaterhaus Jena an. In Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ fiel er mir auf. Als Dramaturg brachte er Palahniuks „Fight Club“ auf die Bühne. „Die beiden Käseblätter, OTZ und TA, einhellig dafür“, schreibt er, „die TLZ dagegen.“ Der Verriss stammte von mir. Als Entertainer startete er durch. Erklomm mit dem Thüringenlied den heimischen Olymp. Ich mag seinen lockeren Umgang mit ernsten Themen. Ein Tausendsassa, der seine Berufung gefunden hat. Die er nun zu verlieren droht?

Grebe steckt voller Pläne. Ob er sich da nicht übernehme, fragt die Reha-Ärztin. „Was soll ich denn machen, wenn mein Hirn sprudelt, ich bin froh, dass es noch sprudelt.“ So nah am Glück, so nah an der Endlichkeit. Traurig und heiter zugleich. Grebeleben eben.