Frank Quilitzsch würde mit 63 gern noch mal Pennäler sein.

Neulich lief im Fernsehen der „Feuerzangenbowle“-Aufguss von 1970. Fürchterlich! Es ist an und für sich schon Frevel, den Kultfilm von 1944 nachdrehen zu wollen, doch wenn man es schon versucht, sollte man es wenigstens können und geeignete Darsteller haben. Doch nichts als Jammerlappen in dem farbig getünchten Remake: Lehrer Schnauz – nicht mal ein Schnäuzchen, Direktor Knauer – nur ein keusches „Zeuschen“ und der Herr Oberstudienrat – nun ja: als Karikatur ein müder, blasser Abklatsch, blasser Abklatsch...

Und der pfiffige Hans Pfeiffer? – Zu Walter Giller in der Rolle des sympathischen falschen Oberprimaners lässt sich bestenfalls sagen: Er hätte für Heinz Rühmann sterben sollen.

Genug. Ich habe nach einer halben Stunde abgeschaltet. Doch die Idee von Heinrich Spoerl – der schrieb 1933 den Roman, auf dem der Filmschwank basiert – verfolgte mich bis tief in die Nacht. Wäre es nicht schön, dachte ich, wenn man sich noch einmal in einen Oberschüler verwandeln und die Lehrer an der Nase herumführen könnte? Indem man sich dumm stellt und sie mit seinem Wissen in den Wahnsinn treibt.

Die Voraussetzungen dafür hätte ich: Schließlich habe ich wie Dr. Pfeiffer promoviert, bin ein – wenngleich nicht ganz so erfolgreicher – Autor, und selbst die Lust, einmal die hübsche Tochter eines Direktors zu verführen, hat mich noch nicht gänzlich verlassen.

Ich stelle mir vor, wie ich mit einem Teufels-Tattoo in die Deutschstunde spaziere und die Lehrerin in eine Debatte über Goethe und die Weimarer Kindsmörderin Johanna Catharina Höhn verwickle. Mit dem Religionslehrer würde ich gern über Gott und seinen Beitrag zur Entschlüsselung unserer DNA streiten, und ich wäre gespannt, was mir der junge Ethiklehrer mit westlichem Migrationshintergrund über das Leben im „Unrechtsstaat“ DDR zu berichten hätte.

Das hat natürlich nicht das Zeug zur Komödie, aber lustig wär’s schon. Vor allem könnte ich mich endlich von meinem Trauma befreien, immer Klassenbester sein zu müssen. Ich würde stolz eine Sechs nach der anderen nach Hause tragen und alle Flegelei auf meine schlechte Kinderstube schieben.