Mit zwei zeitgleich veröffentlichten Alben steigen Guns n’ Roses Anfang der Neunziger endgültig in den Rockolymp auf. Christian Werner über „Use your Illusion I & II“.

Nicht kleckern, sondern klotzen war schon immer der Anspruch von Guns n’ Roses an das eigene Werk. Doch was die Band aus Los Angeles Anfang der Neunzigerjahre auf den Markt wirft, sprengt Dimensionen. Statt eines Doppelalbums veröffentlichen die Gunners 1991 mal eben zwei Alben – an einem Tag.

„Use your Illusion I“ und „Use your Illusion II“ ziert als Albumcover ein bearbeiteter Ausschnitt des Gemäldes „Die Schule von Athen“ von Raffael. Der Doppelschlag vereint 30 Songs, mindestens zehn wurden als Singles ausgekoppelt.

Soundtrack des Schwarzenegger-Streifens „Terminator 2“

Die Erste, „You could be mine“, ist ein PR-Coup: der Song gehört zum Soundtrack des Schwarzenegger-Streifens „Terminator 2“. Auf „The Garden“ singt Alice Cooper mit und die Coverversionen stammen von Paul McCartney und seinen Wings („Live and let die“) sowie Bob Dylan („Knockin‘ on Heavens Door“) – Axl Rose, Slash, Duff McKagan und Co. stellen sich selbstbewusst auf die Schultern von Giganten.

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„Don’t cry“ stammt aus der Zeit der Bandgründung, mit „November Rain“ setzen sich die Musiker gegen ihre Plattenfirma durch und veröffentlicht die Powerballade mit Überlänge (fast neun Minuten) als Single. – Es wird ein Hit, wie die meisten (siehe auch „Yesterdays“ oder „Civil War“) und wenn nicht, sorgen die markanten Videos in Dauerrotation auf MTV für einen Evergreen-Effekt.

Das Cover der Wiederveröffentlichung der Alben „Use your Illusion I & II“ von Guns n' Roses.
Das Cover der Wiederveröffentlichung der Alben „Use your Illusion I & II“ von Guns n' Roses. © UME/Geffen

Guns n’ Roses werden mit den beiden Alben massentauglicher, sie öffnen ihren Hard-Rock für Elemente aus Blues, Punk und Klassik. Auf dem gut zehnminütigen „Coma“ kommt sogar ein Defibrillator als, nun ja, Musik-Instrument zum Einsatz. Nach diesem Kraftakt scheint die Band kreativ erst mal blank zu sein, nach einem Cover-Album folgt die Trennung.

Remasterte Editionen mit vielen Live-Songs

Diesen Eindruck erweckt auch die remasterte Editionen zum leicht verspäteten 30-Jährigen, mit der die wohl berühmtesten Zwillingsalben der Rockmusik um 67 Songs erweitert werden. Jedoch nicht mit Demos, Outtakes oder unveröffentlichten Songs. Alle zusätzlichen Tracks sind Live-Aufnahmen: zwei komplette Konzerte (New York auch auf auf Blu-Ray und Las Vegas) gibt es in der Super-Deluxe-Box plus Buch und Merchandise-Artikeln.

Auf den Varianten als Doppel-CD/Vierfach-LP sind wieder andere, ausgewählte Live-Songs enthalten. Und „November Rain“ bekommt statt Keyboardstreichern ein 50-köpfiges Orchester spendiert.

Die beiden Lektionen in Größenwahn machten sich auf lange Sicht bezahlt: Guns n’ Roses waren für eine kurze Zeit die Band der Stunde. Von den Meriten lebt die inzwischen wiedervereinte und tourende Band immer noch.

Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.

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