Elena Rauch zum Männertag.

Als Kolumbus nach langer Überfahrt Trinidad und Tobago erreichte, waren seine Männer in kläglichem Zustand: keine Vitamine, zu viel Rum und seelische Labilität. Auf die Bewohner muss das einen solch nachhaltigen Eindruck gemacht haben, dass dort 500 Jahre später der Internationale Männertag erfunden wurde. Er ist nach dem morgigen Männertag der zweite, der im düsteren Monat November an den nachlässigen Umgang der Herren mit ihrer Gesundheit erinnert.

Druckfrisch ist die Studie, in der fast jeder zweite Mann bis 35 Jahre über Kopfschmerzen und Verspannungen klagt. Zwar wisse die Mehrheit, dass mehr Sport und weniger Schweinshaxen gut wären, aber sie tun nichts. Wie auch, wenn die Älteren, die ihnen Vorbild sein sollten, nicht besser sind. Für den Anfang würde schon mal ein Schal reichen. Bei uns zum Beispiel bricht regelmäßig zu Saisonbeginn der Schalstreit aus. Die letzten Blätter fallen schockgefroren von den Bäumen, aber er verweigert ihn. Ich hege Sympathie für Prin­zipientreue, ich kann verstehen, wenn ein Mann um sein Selbstbild ringt.

Aber muss man es an einen Schal hängen? Sogar George Clooney trägt einen. Von Microsoft soll es den Prototyp eines intelligenten Schals geben, der mit dem Smartphone des Trägers vernetzt ist und bei Unterkühlung Wärme erzeugt. Das digitale Argument ist unschlagbar, Millionen Frauen setzen darauf. Denn alles wäre halb so schlimm, wenn es folgenlos bliebe.

Aber eine Frau im Schnupfenmonat November ist eine Frau in banger Erwartung. Sie lauscht jedem Hüsteln, jeder Veränderung in seiner Stimme hinterher und fragt sich entsetzt: Ist es jetzt so weit?