Private und dienstliche Erlebnisse rund um das derzeit wichtigste Thema der Welt (15): Welche Gefahr von erfundenen Nachrichten ausgehen kann.

Montag, 30. März 2020: Die Ostthüringer Zeitung hat ein interessantes Interview mit dem Jenaer Medienpsychologen Tobias Rothmund veröffentlicht. Wenn Menschen, wie jetzt in der Corona-Krise, verunsichert sind oder sich bedroht fühlten, werden erfundene Nachrichten aus den sozialen Netzwerken, beispielsweise Facebook oder Twitter, besonders stark weiterverbreitet. Im Extremfall führten solche Falschmeldungen allerdings nicht nur zu mehr Angst und Panik, sondern schadeten sogar der Gesundheit. Rothmund denkt da etwa an irreführende Tipps zur Vorbeugung oder Behandlung einer Infektion. Das kann dann sogar tödlich enden. Der Psychologe meint deshalb, jeder sei gefordert, Informationen kritisch zu hinterfragen, bevor er sie an Bekannte weiterleitet.

Es gibt zum Beispiel Leute im Internet die empfehlen, bestimmte Medikamente abzusetzen, weil diese die Gefahr der Ansteckung mit Corona fördern könnten. Ob es hilfreich ist, beispielsweise seine Medizin, die den Blutdruck senken soll, abzusetzen und dadurch dann an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu sterben, wage ich an dieser Stelle mal stark anzuzweifeln.

Experte Rothmund aus Jena empfiehlt, bei den Nachrichten zu unterscheiden. Zum einen gibt es Informationen, die künstlich erzeugt und absichtlich falsch sind. Zum anderen gibt es Meldungen mit einem wahren Kern, der aber falsch oder missverständlich dargestellt werde. Oft reiche allerdings schon eine kurze Recherche, um erfundenen oder falschen Nachrichten, also Fakenews, auf die Schliche zu kommen.

Gerade um die Entstehung oder die Verbreitung des Coronavirus selbst ranken sich Mythen und Gerüchte. Mal wurde das Virus in einem Labor gezüchtet, um die Menschheit zu vernichten, dann wiederum stammt es gar nicht aus China, sondern wurde von den USA aus eingeschleust.

Stand der Erkenntnis ist das, was eine Wissenschaftlerin der technisch-naturwissenschaftlichen Hochschule Zürich mit Außenstelle in Basel herausgefunden hat. Sie hat nach einem Bericht der Kollegen der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) den genetischen Stammbaum des Sars-CoV-2-Erregers mit einem statistischen Modell analysiert. Das führte zu dem Schluss, dass die Epidemie vermutlich bereits in der ersten Novemberhälfte in China ausgebrochen ist. Demnach hätte sich das Virus über mehrere Wochen hinweg unbemerkt in China ausgebreitet, bevor Ende Dezember die ersten Berichte über Patienten mit einer schweren Lungenentzündung auftauchten.

Das deckt sich mit Beobachtungen, wonach die frühe Warnung eines chinesischen Arztes zu dem Virus durch die chinesischen Behörden nicht ernst genommen beziehungsweise unterdrückt wurde. Der Arzt starb dann selbst an dem Virus.

Erinnern Sie sich noch an die Zuschrift einer Leserin von gestern zum Thema Klopapier? Ein Leser hat darauf reagiert. Ich will Ihnen das nicht vorenthalten. Der Mann schreibt: „Nur zur Erinnerung. Im Strafgesetzbuch der DDR war das Horten von Waren eine Straftat und wurde im Paragraph 173 mit bis zu acht Jahren Haft bestraft. Gerecht oder Ungerecht ist hier die Frage? Anmerkung: Es heißt nicht Hamstern, sondern Horten von Waren.“ Soweit der Leser.

Mir fällt dazu eine Meldung ein, die wir vor einiger Zeit veröffentlicht haben. Ein Händler wollte in einem Supermarkt einer Kundin nur den Kauf einer Rolle Klopapier zugestehen. Aus Protest hat sich die Kundin auf das Förderband gesetzt und war auch nicht mit guten Worten zu bewegen, das Band wieder freizugeben. Schließlich musste die Polizei anrücken und die Frau sogar abtransportieren. Allerdings ohne jede Rolle Klopapier.

Bleiben Sie gesund!

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Zum Thema passend ist auch der Beitrag von Bastian Angenendt: Immerhin ist Deutschland das Land der sauberen Hintern