Erfurt. Das Weltall steckt voller Überraschungen. Vieles, was Astronomen jahrhundertelang dachten zu wissen, kann heute dank moderner Teleskope und Satelliten als nicht mehr gültig zu den Akten gelegt werden. Diesmal: Hyperschnellläufer.

Das schnellste Auto, welches ein Mensch bis heute gefahren ist, raste am 15. Oktober 1997 mit einer Geschwindigkeit von rund 1228 Stundenkilometern durch die Black-Rock-Wüste in den USA. Das ist fast so schnell, wie sich die Erde an einem Tag um ihre eigene Achse dreht, nämlich mit rund 1650 Stundenkilometern. Um die Sonne rast sie bereits mit rund 107.000 Stundenkilometern. Die Sonne wiederum bewegt sich um das Milchstraßenzentrum mit einer Geschwindigkeit von rund 864.000 Stundenkilometern.

Wir Menschen bekommen davon nichts mit, weil unsere Augen keinen Bezugspunkt für diese Bewegung haben. Zudem sind die Fliehkräfte im Gegensatz zur Erdschwerkraft viel zu gering, als das wir die Geschwindigkeit ähnlich wie auf einem Karussell mitbekommen würden. Ein weiterer Grund ist der Himmel über uns, wo sich die Atmosphäre synchron zur Erdrotation mitbewegt und es daher für unsere Augen ebenfalls keinen Fixpunkt gibt, um die Geschwindigkeit zu sehen.

Im Universum gibt es allerdings Sonnen, welche die Unsere mit ihren 864.000 Stundenkilometern locker als lahme Schnecke hinter sich lassen. Diese Exemplare sind sehr rar und werden von den Forschern „Hyperschnellläufer“ genannt. Hierbei handelt es sich um Sonnen, welche sich in der Hauptreihe befinden und dem Spektraltyp B zugeordnet werden. Sie haben eine Oberflächentemperatur von 12.000 Kelvin (rund 11.727 Grad Celsius) und besitzen die drei- bis achtfache Masse unserer Zentralsonne. Einer der schnellsten Hyperschnellläufer wurde bereits 1982 von einem Astronomen des „Smithsonian Astrophysical Observatory“ entdeckt und wurde „US 708“ genannt. Diese Sonne befindet sich von der Erde aus gesehen im „Großen Wagen“. Die Geschwindigkeit, mit welcher sich US 708 durch das Universum bewegt, beträgt unvorstellbare 4.320.000 Stundenkilometer.

Eine Ursache für die aberwitzigen Geschwindigkeiten von Hyperschnellläufern ist, laut Forschern der Dr.-Karl-Remeis-Sternwarte in Bamberg, eine Supernova-Explosion. Demnach könnte US 708 einst einen Begleitstern gehabt haben, der in einer Supernova explodiert ist und dabei die Sonne aus ihrer Bahn förmlich herausgeschossen hat. Durch die hohe Bewegungsenergie besteht sogar die Möglichkeit, dass sich US 708 eines Tages aus der Milchstraße auf nimmer wiedersehen verabschiedet. Anderen Objekten kann das nicht passieren, da sie nicht genug Energie haben, um sich der Anziehungskraft der Milchstraße zu entziehen.

Weitere Folgen aus der Serie „Alles ist anders im Universum“

  • Folge 16: Gelbe Hyperriesen
  • Folge 15: Sidus Ludoviciana
  • Folge 14: Pluto bekommt eine neue Chance
  • Folge 13: Makromoleküle auf dem Saturn-Mond Enceladus
  • Folge 12: Gigantischer Staubsturm auf dem Mars
  • Folge 11: Der Faktor Zeit
  • Folge 10: Besonderheiten der Planeten im Sonnensystem