Erfurt/Berlin. Die Thüringer Union stellt 23 Delegierte beim Online-Parteitag. Dagmar Schipanski und Mike Mohring kandidieren für den Vorstand.

Neuland in der Bundes-CDU: Seit Freitagabend läuft der Parteitag - digital. Es ist ein Warmlaufen für den Showdown: Am Samstag soll ein neuer Vorsitzender gewählt werden.

CDU-Parteitag

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    Dass das nötig wird, hat auch mit dem Thüringer Landesverband zu tun. In den Februartagen des Jahres 2020 steht die hiesige CDU vor einem Berg von Problemen. Gerade hat sie mit AfD und FDP den Liberalen Thomas L. Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt und gerät damit in den Fokus der bundesweit ausgebrochenen Entrüstungswelle. Denn die Union steckt zwischen Baum und Borke: Parteitagsbeschlüsse verbieten eine Zusammenarbeit mit AfD oder Linken. Ohne gibt es in Thüringen aber keine Mehrheit.

    Über Thüringen kommt das Aus für Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die es nicht schafft, den Konflikt zu lösen. Sie kündigt ihren Rücktritt an. "Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen ge- bracht hat", sagt der heutige Landesvorsitzende Christian Hirte. Auch er gehörte zu den "Opfern" der Kemmerich-Wahl, wurde nach einem Glückwunsch-Tweet an den Liberalen sein Amt als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und als Ostbeauftragter los - und später dennoch Nachfolger des zurückgetretenen Landesparteichefs Mike Mohring. Hirte hofft nun, dass Mohring, der seinen Platz im Bundespräsidium räumt, und Dagmar Schipanski wieder in den Bundesvorstand gewählt werden. Dazu, sagt Hirte, gebe es eine Vereinbarung der ost-deutschen Landesverbände, die die jeweiligen Delegierten wechselseitig unterstützen wollen. Thüringen stellt 23 der 1001 Delegierten.

    Kandidiert erneut für den CDU-Bundesvorstand: Dagmar Schipanski.
    Kandidiert erneut für den CDU-Bundesvorstand: Dagmar Schipanski. © Jens Feuerriege

    Die bestimmen am Samstag den neuen Parteichef. "Aus meiner Sicht ist das Rennen völlig offen", sagt Hirte. Ob er Armin Laschet, Norbert Röttgen oder doch Friedrich Merz favorisiert? Das will Hirte nicht sagen. Er verweist auf die geheime Wahl, die er in Eisenach am Computer vornehmen wird.

    Ein paar Kilometer weiter östlich entlang der Autobahn 4 wird die Erfurterin Lilli Fischer zu diesem Zeitpunkt auch an ihrem Rechner sitzen. Sie ist die jüngste Delegierte des Parteitages und bekennt sich klar dazu, Norbert Röttgen zu unterstützen. Das Parteitagsformat, da ist sie sich mit dem Landesvorsitzenden einig, sollte die Ausnahme bleiben.

    "Ein Präsenzparteitag mit möglichst vielen digitalen Elementen, ob beim Abstimmen oder bei anderen Gelegenheiten, ist für mich das Ideal", sagt die 20-Jährige. Als Beispiel führt sie den Leipziger Parteitag der Union an. Fischers Wunsch: "Diesen Innovationsmut müssen wir uns dringend beibehalten."

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