Erfurt. Thüringen bereitet sich auf massiv steigende Corona-Zahlen vor. Vorsorge- und Rehakliniken sollen in die Behandlung von Covid-19-Patienten mit einbezogen werden.

Thüringen bereitet sein Gesundheitssystem auf deutlich mehr Corona-Erkrankte als bisher vor. Aktuell werden in einer zweiten Phase einer dreistufigen Eskalations-Strategie zur akutmedizinischen Gesundheitsversorgung, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen auf die Aufnahme von Corona-Patienten vorbereitet, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums dieser Zeitung. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie in Thüringen lesen Sie in unserem Blog

Diese Einrichtungen sollen bei Bedarf Corona-Erkrankte aufnehmen, die einer „nicht aufschiebbaren akutstationären Krankenhausversorgung“ bedürfen. Die Planungen umfassen insbesondere das Verlegen von Covid-19-Patienten aus Krankenhäusern in diese Einrichtungen. Das betreffe laut Ministerium Langzeit-Corona-Erkrankte, die noch nicht rehabilitationsfähig seien, Patienten die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben oder kurz vor ihrer Rehabilitation stehen.

Damit sollen bei stark steigenden Infektionszahlen die Intensivstationen der Kliniken entlastet werden, um dort Menschen mit akuten Symptomen aufnehmen und behandeln zu können. Die in Betracht kommenden Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen müssten unter anderem einen internistischen Schwerpunkt, Möglichkeiten zur Beatmung und Dialyse sowie zum Isolieren von Patienten haben.

Betreiber fordern klare Regeln

Aktuell werden dazu Gespräche mit den Trägern möglicher Einrichtungen geführt. Eine abschließende Aussage über Anzahl und die Orte möglicher Einrichtungen könne laut Ministerium noch nicht getroffen werden. Die Betreiber dieser Einrichtungen hatten für einen derartigen Fall klare Regeln gefordert, so beispielsweise zur Kostenübernahme der Behandlung.

Dieses Vorgehen soll die Behandlung aller krankenhausbehandlungsbedürftigen Covid-19-Patienten möglichst in Thüringer Kliniken ermöglichen. Ziel sei die Entlastung der Akutkrankenhäuser.

In der ersten, bereits laufenden Eskalationsphase erfolgt die Behandlung der Corona-Erkrankten in „Thüringer Plankrankenhäusern, mit abgestuften Versorgungsaufgaben als Level-1- bis Level-3-Kliniken“, je nach Ausstattung, Kapazität und Personal. Sollten diese Kapazitäten ausgereizt sein, würde die zweite Eskalationsphase anlaufen.

Katastrophenfall „zunächst nicht ausgerufen“

Das Thüringer Gesundheitsministerium betont, dass trotz hoher Infektionszahlen und der bundesweit höchsten 7-Tage-Inszidenz vom Kabinett der Katastrophenfall „zunächst nicht ausgerufen“ wurde. „Wir beobachten jedoch die Entwicklung sehr genau und sind mit dem Innenministerium in Kontakt.“

Laut Innenministerium koordiniert das Eindämmen der Corona-Pandemie derzeit ein Gremium mit den Staatssekretärinnen Ines Feierabend (Gesundheit), Julia Heesen (Bildung) sowie Staatssekretär Udo Götze (Innen) gemeinsam mit dem Chef der Staatskanzlei, Minister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke). Der Krisenstab im Gesundheitsministerium trägt für die praktische Umsetzung und die fachliche Kompetenz die Hauptverantwortung. Das Pandemiemanagement erfolgt in enger Abstimmung mit den Landkreisen und kreisfreien Städten.

In einer dritten Eskalationsphase könnte die Errichtung von Notkrankenhäusern erforderlich werden, um weitere Corona-Patienten aufzunehmen. Die akute Sorge um ein unkontrolliertes Ausbreitung mutierter Corona-Viren, die deutlich ansteckender sind, veranlasst die Regierungschefs der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits am Dienstag zu einer neuen Beratungsrunde und vielleicht zu verschärften Maßnahmen.

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